C06
XI. Die Römer.
diesseits des Taurus zu haben, und an Rom eine ungeheure Kriegs¬
steuer, auch Entschädigung an Eumenes entrichten solle; man wies die¬
sem große Strecken in Klein-Asien: ganz Mysien, Lykaonien und Phry-
gien, dazu noch andere Striche, mit Ausschluß der griechischen Städte,
den Rhodiern Lycien und einen Theil von Kurien zur Entschädigung
und zum Besitze an. L. Scipio hielt das Jahr darauf seinen Tri¬
umpheinzug in Rom mit einer Kriegsbeute und Pracht, welche den
Triumph seines Bruders über Carthago weit hinter sich ließ. Um auch
im Uebrigen nicht gegen Africanus zurückzustehen, ließ er sich von nun
an L. Eornelius Scipio Asiaticus benennen.
157. Krieg mit Perseus von Macedonien.
(Nach Franz Dorotheus Gerlach, historische Studien, und Wilh. Schorn,
Geschichte Griechenlands, zum Theil bearbeitet vom Herausgeber.)
Schon Philipp III. von Macedonien, welcher viele von den glän¬
zenden Eigenschaften des großen Alexander besaß, gedachte nicht für
immer auf das zu verzichten, was er nach der Schlacht bei Kynoske-
phalä hatte abtreten müssen. Durch einen entehrenden Frieden eine
Zeit lang gehemmt, erkannte er endlich, daß gegen die Arglist der Rö¬
mer nichts schütze, als offener Krieg. Sein Stolz war aufs tiefste ge¬
kränkt worden. In dem asiatischen Feldzug hatte er den Römern treuen
Beistand geleistet, und ihren Marsch nach dem Hellespont gesichert. Als
er nun zur Belohnung seiner treuen Dienste den ungestörten Besitz
einiger Eroberungen verlangte, wurden seine Bitten mit Hohn erwidert.
Er, der Herrscher eines streitbaren Volkes, mußte vor dem Richterstuhle
römischer Gesandten erscheinen, welche in Tempe versammelt, über die
nord-hellenischen Staaten das Richteramt übten. Eine Menge Städte,
die er durch Kriegsrccht erworben, wurde seiner Herrschaft entrissen,
und seine Würde ungestraft von den feindlichen Gesandten verunglimpft.
Der Stachel des Unmuths, den dieser Hohn in seinem Herzen zurück¬
ließ, hätte vielleicht den Krieg aufs Neue entzündet, wenn ihn nicht der
Tod in seinen Entwürfen überrascht hätte. Nach ihm bestieg Perseus
den macedonischen Thron. Von seinem Vater hatte er finstern Römer¬
haß geerbt, und deßwegen war er der Liebling des Volkes in den hel¬
lenischen Städten. Die Böotier traten in seinen Bund, die Aetoler
suchten seinen Schutz; selbst in der achäischen Bundesversammlung hatte
er einen zahlreichen Anhang; er war außerdem mächtig durch seine Ver¬
bindungen mit den Königen von Syrien und Bithynien. Ein wohlge-
rüstctes Heer stand ihm zu Gebote und viele tausend Söldner von den
kriegerischen Völkern an der Donau fochten auf seinen Wink in den
macedonischen Reihen. Als er, gestützt auf diese Macht, die vorige Un¬
abhängigkeit zu gewinnen suchte, war nach den Grundsätzen römischer
Staatsknnst der Krieg unvermeidlich.