Full text: Die Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

16. Der Handel der Phönicier. 
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Hunderten sich in dessen Besitz monopolistisch erhalten. In diesem mono¬ 
polistischen Betrieb des alten Welthandels, da die Phönicier allein Pro- 
ducte der westlichen Länder nach Asien und die Industrie- und Lupus- 
waaren des alten Asiens nach dem Westen ausführten, beruhte die 
Handelsgröße Phöniciens, die nur so lange Zeit dauerte, als es die¬ 
sen Handel ohne Rivalen betrieb. 
Den Ländern, die ihrer geographischen Lage nach neben Palästina 
gleichen Anspruch auf den Betrieb des alten Welthandels machen könnten, 
hat die Natur versagt, was sie Phönicieu gab: die Mittel zur Schiff¬ 
fahrt. Aegypten und der südliche Küstenrand Palästinas, beide ihrer 
Weltstellung nach für den Handel nicht minder günstig gelegen und 
später auch die Rivalen der Phönicier, besitzen kein Bauholz und Eisen; 
die flachen Küsten sind ohne schützende Vorgebirge und Buchten; Häfen 
hat erst die Kunst späterer Jahrhunderte mühsam hier geschaffen, wäh¬ 
rend dagegen Phönicieu mit allem dem, was zum Schiffbau gehört, 
auf das reichlichste versehen ist: mit Bauholz, welches die Cedern und 
Cypressen des Libanon lieferten, mit Eisen und Kupfer, gleichfalls in 
reicher Fülle im Gebirge des Libanon und der Umgegend vorhanden, 
mit Buchten und Häfen, welche die Natur selbst an den zahlreichen 
in'sMecr auslanfenden Gestaden und den der Küste entlang gleich Hascn- 
dümmen sich hinziehenden Felsriffen gebildet hat. 
In dem langen Zeiträume, während dessen Phönicieu, im Allein¬ 
besitz dieser zur Schifffahrt erforderlichen Mittel, auch ausschließlich 
allein von Asien her den Seehandel trieb, waren die Inseln und Küsten¬ 
länder des mittelländischen Meeres größtentheils von uncultivirten Volks¬ 
stämmen bewohnt, welche den Werth ihrer Landesproducte nicht kannten, 
oder doch diese zu gewinnen oder zu benutzen noch nicht verstanden. 
Indem die Phönicier diese günstigen Umstände durch Tauschhandel, durch 
Gründung von Industrieanlagen und Colonieen ausbeuteten: indem sie 
die Rohprodukte der Westlündcr mit beispiellosem Gewinn gegen schlechte 
Maaren und Tand aller Art eintauschten, die zur Anlage eines Jndustrie- 
geschäftes oder zum Betriebe des Handels, geeigneten Lokalitäten besetzten, 
hier Städte für ihre überflüssige Volksmenge gründeten, besonders aber 
die an vielen Küstengegcnden noch unbenutzten edeln Metalle aus die 
Märkte Asiens brachten: erwarben sie die großen Reichthümer, von 
denen gleichmäßig die beglaubigte Geschichte wie die alten Landessagen 
der Westgegenden melden, und Phönicieu sammt den mit ihm verbun¬ 
denen Nachbarländern so mächtig und blühend machten. 
Als aber nach den Unfällen der assyrischen Kriege des achten und 
siebenten Jahrhunderts Phönicieu seine ausschließliche Herrschaft zur 
See und dann weiter seine Colonieen eingebüßt hatte; als der orien¬ 
talische Handel um diese Zeit anfing, andere Wege einzuschlagen, wie 
sie im Osten die asiatischen Eroberer und im Westen die neuempor- 
kommenden griechischen Handelsstaaten sich gebahnt hatten: verfiel der 
Handel Phöniciens immer mehr; wovon dann die weitere Folge war, 
daß seine Kaufleute sich in großer Zahl von dem Vaterlande abwandten 
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