375. C. Julius Cäsar; daö erste Triumvirat.
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sten Familien zählten, wagte er es nicht eher einzuschreiten, als bis er
die sichersten Beweise von einem ckelietuui manifestum in den Hän¬
den hatte. Diese verschaffte ihm die Unbesonnenheit der Verschworncn
selbst. Es befanden sich nämlich zur Zeit Abgeordnete der Allobrogcn
aus der transalpinischen Provinz Gallien in Rom, um von dem Se¬
nat Abhülfe gegen den Druck der Beamten und die Habsucht der Wu¬
cherer zu erhalten. Diesen ließ Lentulus Abhülfc aller ihrer Beschwer¬
den zusichern, wenn sie das Unternehmen des Catilina durch bewaffnete
Macht unterstützen wollten. Cicero erfuhr die Sache und beauftragte
die Gesandten, die lebhafteste Theilnahme für die Verschwörung zu
heucheln und vor ihrem nahe bevorstehenden Abgänge aus der Stadt
sich Schreiben von den Häuptern der Verschwörung zur Beglaubigung
in ihrer Heimat zu verschaffen. Arglos gingen Lentulus, Cethegus,
Statilius und Gabinius in die' Falle. Cicero erthcilte den Prätoren
L. Flaccus und C. Pomptinus den Auftrag, die Gesandten mit ihrem
Gefolge und ihren Briefschaften aufzuheben. Die kriegsknndigen Män¬
ner führten denUeberfall glücklich auf der mulvischen Brücke aus. Hierauf
berief der Consul den Senat in den Tempel der Concordia, wo die
Ergriffenen durch die Aussagen der Allobrogen und die klaren Beweise
ihrer Handschrift und Siegel bald überführt wurden.
Bei der Verhandlung über die Strafe sprachen sich die zunächst be¬
fragten Senatoren für die Todesstrafe aus. C. Julius Cäsar, damals
ernannter Prätor, verwarf in einer auf Einschüchterung der Versamm¬
lung wohl berechneten Rede den Antrag auf Hinrichtung und stimmte
für ewige Haft in den Municipalstädten. Dagegen sprach Cicero (in
seiner vierten Catilinarischen Rede) für das strengere Votum. Doch
erst der jüngere M. Porcius Cato, damals ernannter Volkstribun,
wußte durch die hinreißende Kraft seiner Rede, in welcher er die, welche
zur Milde riethen, einer Theilnahme an der Verschwörung verdächtigte
und die allen Gutgesinnten drohenden Gefahren mit lebhaften Farben
schilderte, die Mehrheit der Senatoren für das Todcsurtheil zu bestim¬
men. Der Urtheilsspruch des Senates wurde ohne Berufung an das
Volk noch vor Eintritt der Nacht vollzogen und die Hochverräther im
Tullianum erdrosselt. Catilina selbst und seine Schaaren wurden in
der Schlacht bei Pistoria zu Anfang des Jahres 62 vernichtet, nach¬
dem sie mit einem Muthe der Verzweiflung gekämpft hatten, der einer
bessern Sache würdig gewesen wäre.
175. C. Julius Cäsar; das erste Triumvirat.
(Nach Friedr. Kraner, Einleitung zu seiner Ausgabe von Cäsar's gallischem
Kriege, nebst einem einleitenden Zusatz aus Joh. von Müller, 24 Bücher
allgemeiner Geschichte.)
Wir sind auf den Mann gekommen, welcher in vierzehn Jahren das
ganze, von streitbaren Völkern stark bewohnte Gallien und zwei Mat
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