Heinrich IV.
99
im Harzgebirge, wohin er sich der Jagd wegen begeben hatte, im neun¬
unddreißigsten Jahre seines Alters l056 und ward im Dom zu Speier
zur Gruft gebracht.
Heinrich lV.
Heinrich HI. starb viel zu früh für seine vielen noch unvollendeten Ent
würfe. Er hatte sich großen Ruhm erworben, aber auch großen Neid.
Das kaiserliche Ansehn war auf's Höchste gestiegen, aber es hastete blos
an der Person; schon lang lauerten seine Feinde' auf günstige Gelegen¬
heit, dasselbe zu schwächen und sich selber mehr und ungestörter zu er¬
heben. Heinrich IV. war noch nicht sechs Jahre alt, als sein Vater
starb, also nicht im Stande, dasjenige zu vollenden, was jener angefan-
gen und erstrebt hatte. Er besaß zwar vortreffliche Anlagen, aber diese
wurden nicht aus die rechte Weise ausgebildet. Man schlug sich um seine
Erziehung, und jeder, dem er in die Hände siel, half an ihm verderben.
Die Negierung besorgte Agnes, seine Mutter, mit Klugheit; weil sie
aber ihr Vertrauen allzusehr dem Bischof Heinrich von Augsburg schenkte,
wurden die übrigen Fürsten und Großen neidisch und mißmuthig und
machten ihr den Vorwurf, sie vernachlässige die Erziehung ihres Sohnes.
Man suchte der Kaiserin den Sohn und mit ihm die Reichsverwaltung
zu entziehen. Ein Gasimahl, welches zu Kaiserswerth am Rhein, woselbst
sich gerade der Hof befand, gehalten wurde, bot hierzu Gelegenheit. Der
Erzbischof Hanno von Köln war in einem neuen prächtigen Schiff den
Rhein herauf gekommen, und lud nach der Tafel den König ein, dasselbe
zu besehen. Arglos folgte der Knabe; doch kaum hatte er das Fahrzeug
bestiegen, so ließ Hanno dasselbe durch seine Leute nach dem jenseitigen
Ufer fortrudern. Heinrich erschrack, er glaubte, man wolle ihn tödten,
und sprang in der Bestürzung in's Wasser, wo er ertrunken fein würde,
wenn ihm nicht der Graf Ecb ert von Braunschweig eiligst nachgesprungen
wäre und ihn mit eigener größter Lebensgefahr gerettet und in das Schiff
zurück gebracht hätte. Hier wußte man ihn durch Liebkosungen zu be¬
ruhigen, und brachte ihn glücklich nach Köln. Die Kaiserin aber schmerzte
der Vorfall um so mehr, da der Graf Otto von Nordheim, dem sie erst
kurz vorher ihr Herzogthum Baiern abgetreten, den größten Antheil daran
hatte. Sie beschloß, sich aus der Welt zurück zu ziehen, ging in Aqui¬
tanien, ihrem Vaterlande, in ein Kloster, später aber nach Rom in die
Einsamkeit.
Dem Erzbischof Hanno lag übrigens die Erziehung des jungen Königs
1*