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men verlangten, er solle in der Westminsterkirche unter Englands
berühmtesten Dichtern begraben werden. Das Herz des verewig-
ten Griechenfreundes fand in Missolunghi neben dem Spartaner
Kiriakulis, der im Sommer 1822 bei dem Versuche, die Su-
lioten aus ihren Bergen zu befreien, den Tod gefunden hatte,
ferner neben dem deutschen General Normann und dem Sulio-
ten Markos Bozzaris die verdiente Statte.
Kolokotroni's Empörung. — Odysseus Tod. — Ibra-
him Pascha's Feldzug im Peloponnes.
Mit dem Beginne des Jahres 1826 waren die Griechen dem
Ziele, sich des türkischen Joches zu entledigen, schon sehr nahe ge-
kommen: als ihrem Feinde, wider Erwarten, .eine mächtige Hülfe zu
Theil ward, und ihnen dadurch die Früchte ihrer Anstrengungen
fast alle wieder entrissen wurden. M ehe med Ali, türkischer
Pascha von Egypten, hatte im Jahre 1811 die Herrschaft der
Mameluken durch treulose Ermordung ihrer Bei's gestürzt und in
dem Lande der Pharaonen eine Staatsverwaltung und Kriegsmacht
nach europaischem Fuße gebildet. Man glaubte allgemein, er strebe
nach Selbstständigkeit; allein die Roth zwang jetzt den Sultan, den
Beistand des freilich gefürchteten, doch unentbehrlichen Vasallen
aufzufordern und ihm den Oberbefehl gegen die Rebellen, mit dem
Titel eines Generalissimus zu Wasser und zu Lande, anzutragen.
Mehemed mochte seine Gründe haben, diefe ausgezeichnete Huld
nicht auszuschlagen, und bezeigte sich alfo seinem bisherigen Ober-
Herrn gehorsam. Er rüstete zum energischen Feldzug gegen die
Empörer eine bedeutende Macht aus, die unter dem Cömmando
seines Sohnes, Ibrahim Pascha, des Sultans Befehle vollzie-
hen sollte. Neun Fregatten, vierzehn dreimastige Corvetten, vier-
zig Briggs und Gneletten, nebst zweihundertundvierzig Trans-
portschiffen mit 18,000 Mann regulairen Landtruppen (meistens
von europaischen Ofsicieren commandirt) wurden zu der Expedition
in Bereitschaft gesetzt. *)
*) Der fromme Großherr schien auch auf feine Weise, durch strenge Be¬
folgung des Islam, die Gunst des Propheten zur Ausführung seiner