haben schienen. Spater kürzte man diese Bilderschrift ab,
zeichnete bloß einige in die Augen fallende Eigenschaften
um dadurch das Ganze anzudeuten, und es entstand Zei¬
chenschrift. Diese hatte fast für jedes Wort ein eigenes
Zeichen; daher die ägyptische Sprache schreiben und lo¬
sen zu können eine nicht kleine Kunst war. Nur die Ge¬
lehrtesten unter den Aegypreru verstanden es, dies wa¬
ren die Priester, die heiligen Männer: daber bekam die¬
se Schriftart den Namen der heiligen, oder mit einem
griechischen Worte, der h i e r o g l y p h i sch e n, und man
sagt, die Aegypter harten nicht Buchstaben, sondern
Hieroglyphen. Zwei Menschcnfüße im Wasser be¬
deuten einen Walker; cine Sturmleiter die Belagerung
einer Stadt; ein Auge Vorsicht; eine Schlange, die sich
in den Schwanz beißt die Zeit oder den Kreislauf des
Jahres; die Biene bedeutet einen König; ein Pfauen--
schwänz die Vergänglichkeit der Schönheit. — Ungeach¬
tet diese Art zu schreiben sehr weitlauftig und mwollkom-
men war; zeigte doch auch hier die Gewohnheit ihre er¬
leichternde aber auch erschlaffende Kraft, so daß man cs
noch immer gern beim Alten ließ, wahrend die übrigen
Völker umher bereitsBuchstabeuschrift kannten und brauch¬
ten. Und damit die Aegypter ja nicht in dieser dumpfen
Ruhe gestört würden, war es bei ihnen verboten, in
die Fremde zu reisen, und Fremden wurde ungern der
Aufenthalt in Aegypten gestattet. Nur dem Joseph zn
Liebe, der das Land von einer Hungersnoth errettet hat¬
te, wurde seine Familie aufgenommen: doch gab man
ihr ein abgesondertes Gebiet zu bewohnen, und verdränge
te sie bald wieder durch Bedrückungen aller Art.
4 Auch der ägyptische Flachs ist berühmt, besonders
durch die feine Leinwand, welche die Aegypter schon in
frühen Zeiten daraus verfer.igten: die einzelnen Fäden
sollen so sein gewesen sein, daß mau sie einzeln kaum
sch»