Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte

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und so wirksam ihre Kräfte vereinigen, wie eine Monarchie. Dann 
ist der Wunsch, sich zu bereichern und seine Macht zu vergrößern, den 
Menschen zu gewöhnlich, als daß nicht unter einer Gesellschaft von 
100 Regierenden wenigstens 50 sein sollten, von denen ein jeder nur 
nach Vergrößerung des eigenen Vermögens und der eigenen Gewalt 
strebt. Sind diese einig, so werden die Unterthanen hart gedrückt und 
gemißhandelt; sind sie uneinig, so müssen ihre Untergebenen, mit Blut 
und Habe, der Herren Sache vertheidigen und werden am Ende das 
Opfer der Versöhnung. 
Eine andere Form der republikanischen Staatsverfastung ist die¬ 
jenige, wo das Volk, Mann für Mann, das Recht hat, seine Stimme 
zu einem Gesetze, einem Urtheil, einem Beschlusse zu geben; wo das 
Volk sich selbst Gesetze giebt, sich selbst richtet und sich seine Obrigkeiten 
wählt. Man nennt sie eine demokratische Verfassung, und der Staat, 
der sie hat, heißt eine Demokratie. 
IO. 
Morgenländische Völker. Chinesen, Indier, Aegypter. Na¬ 
türliche Beschaffenheit Aegyptens, seine merkwürdigen 
Erzeugnisse, Obelisken, Pyramiden. 
Von dem, was in den ältesten Zeiten auf unserer Erde sich zu¬ 
getragen hat, wissen wir nur weniges, und auch dies Wenige nicht 
gewiß. Denn in jenen Zeiten konnten die Menschen nicht schreiben, 
nur mündliche Erzählungen überlieferten die Begebenheiten. Zu solchen 
Erzählungen setzte der Eine etwas hinzu, der Andere ließ etwas aus. 
Das Merkwürdige wurde mehr ausgeschmückt, und da in so manchen 
Dingen die Kenntnisse zum richtigen Verständnisse derselben fehlten, so 
erdichtete man Ursachen, und so entstand ein Gemisch von Wahrheit und 
falschen Angaben und Ansichten, das man für eigentliche Geschichte 
nicht ausgeben kann. Diese fängt ungefähr 1000 Jahre vor Christo 
an sicher und bestimmt zu werden. So viel steht aber fest, daß schon 
lange vor dieser Zeit Cultur in Asien und Aegypten blühete. Um diese 
Zeit trat erst Europa überhaupt in die Geschichte ein, und es ward 
bald durch die Griechen und Römer der Mittelpunkt derselben, wie es 
noch heutigen Tages es ^ist; von Griechen und Römern verbreitete sich 
die Cultur nach den Ländern des westlichen Europa's, dann wieder 
zurück nach Asien und Afrika, und endlich nach Entdeckung der beiden 
Welttheile Amerika und Australien, auch über diese. 
Alle Völkerschaften der Erde haben mehr oder weniger im Verlauf 
der Zeiten ihren Charakter und ihre Gewohnheiten und Einrichtungen 
verändert, nur zwei machen eine Ausnahme, dies sind die Chinesen 
und Indianer. 
Die Chinesen gehören zur mongolischen Race, was sich selbst bei 
der ungenauesten Abbildung eines Chinesen auf den ersten Blick er¬ 
kennen läßt. Ihre Cultur und Bildung ist sehr alt, und ihr Staat 
der älteste der noch bestehenden, und fast ist Alles noch bei ihnen, wie 
es vor Tausenden von Jahren war, was nicht anders sein kann, da 
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