308
hatte ihn kaum näher kennen gekernt, als er zu ihm
sagte: ein so gcscheidter und rechtschaffener Mann,
als du bist, Aisopos, verdient cs wohl, daß er
frei sey und kein Sklave, und so schenkte er ihm sei¬
ne Freiheit. Aisopos verfertigte mancherlei nützli¬
che Fabeln und erwarb sich dadurch einen Ruf,
sowohl in Griechenland, als auch in den benach¬
barten Ländern. Es ist wahrscheinlich, daß er
selbst seine Fabeln nicht ausgeschrieben, sondern
als lehrreiche und witzige Einfälle bei gewissen Ge¬
legenheiten erzählt habe. Cs wird Mehreres, ihn
als Sonderling betreffend, erzählt, doch ohne
Glaubwürdigkeit. Daß er, wie behauptet wird,
klein und mißgestaltet gewesen sey, ist auch nicht
zu glauben, da ihm Athen späterhin eine Statue
setzte, in welcher er sehr wohlgestaltet aussah, der
Künstler aber, der diese Statüe verfertigte, näm¬
lich Lysippos, alle seine Kunstwerke möglichst treu
nach der Natur darstellte. —
Besondere Bemerkungen.
Zur Zeit des Tarquinius Priskus brachen
aus Gallia (Frankreich) zwei mächtige Heere mit
Frauen und Kindern hervor, indem sie, wie man
glaubt, durch die allzugroße Volksmenge dieses Lan¬
des hiezu genöthigt wurden. Das eine dieser Heere
drang, unter Anführung des Bellovesus, über die Al¬
pen in das meist von Etruriern oder Etruskern be¬
wohnte obereItalic« ein und nahm hier so viel des Lau-