Die sächsischen Kaiser.
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Zeichen des Engels geschmückt war. Voll Kampflust rückten die
Deutschen an; aber die feigen Räuber hielten bei dem Anblicke der
gepanzerten Reihen nicht Stand, sondern flohen mit solcher Eile, daß
es nicht einmal recht zur Schlacht kam; nur im Fliehen wurde noch
eine Anzahl von ihnen niedergehauen. Das feindliche Lager mit
allen geraubten Schätzen siel in die Hände der Sieger, und, was
das Rührendste war, mehrere Tausend Gefangene, welche die Ungarn
als Sclaven wegführen wollten, und die schon der Verzweiflung hin¬
gegeben waren, wurden befreit. Da siel der König Heinrich mit
dem Heere nieder und dankte Gott für den glücklichen Sieg. —
Diese Schlacht war im I. 933.
Außer diesem Kriege hat der König auch noch andere zum
Schutze des Vaterlandes geführt, hat die Slaven, welche ebenfalls
verderbliche Raubeinfälle machten, nicht minder zu Paaren getrieben,
als die Ungarn, so daß sie ihm ganze Landstrecken mit sammt den
Städten überlassen mußten, und hat dieselben mit deutschen Einwoh¬
nern bevölkert. So hat er einen Theil der Mark Brandenburg mit
der Hauptstadt Brennaburg, (das ist das heutige Brandenburg)
erobert und hier eine Markgrafschaft Nordsachsen zum Schutze
gegen die Slaven errichtet; ferner die Markgrafschaft Meißen, an
der Elbe, und Schleswig gegen die Dänen im Norden.
Eben so kräftig wie er durch diese Einrichtungen den äußern
Feinden wehrte, stellte er auch im Innern des Reiches die Ordnung
her. Er war ein gerechter und strenger König, der kein Unrecht
duldete, und seine eigene Rechtschaffenheit war ein Muster für Alle.
Unter einem solchen Könige hatte es mit den Uebeln des Faustrechts
sehr wenig zu sagen.
Alle diese großen Vorrichtungen vollbrachte der König Heinrich
in dem kurzen Raume einer 18jährigen Regierung; denn er starb
schon im I. 936, im 60. Jahre seines Alters, zu Memleben an
der Unstrutt.
82. Kaiser Otto I. 986 — 973.
Sein Sohn Otto, dem die Fürsten schon bei des Vaters Leb¬
zeiten^ die Nachfolge versprochen hatten, war eines solchen Vaters
würdig. Seine Regierung hat noch mehr Glanz über den deutschen
Namen verbreitet und ihn zu dem ersten in der ganzen Christenheit
gemacht. Otto hat auch die Kaiserkrone Karls des Großen, welche
seit Ludwigs des Frommen Zeit kein deutscher König getragen hatte,
wieder auf sein Haupt gebracht und Italien, mit der Hauptstadt
Rom, feiner Herrschaft unterworfen. — Zwei solche Könige nach
einander, wie Heinrich und Otto, hat unsere ganze Geschichte nicht
wieder aufzuwcisen gehabt.
Otto war von heftigerer Gemüthsart, als sein Vater. Er ist
wohl mit einem Löwen verglichen worden, weil er zornig werden
konnte, wie ein Löwe, und weil nichts seinem Zorne zu widerstehen
vermochte. Aber eben so glich er auch dem Löwen in seiner Groß-