XI. 
Nom und Carthago. 
wichtiger als die nie ruhenden Kämpfe mit den römischen Nachbar¬ 
staaten ist das gegenseitige Streben im Innern, der Patricier, die Lei¬ 
tung für sich zu behalten, der Plebejer, gleiche Rechte zu gewinnen. 
Die Härte der Aristokraten gegen die ibnen verschuldete Volksmaffe 
veranlaßte Auswanderung auf den heiligen Berg und das Zugeständ- 
niß der Volkstribunen (493), welche die Rechte des Volkes gegen harte 
Beschlüsse der Eonsuln und des Senats zu schützen, und die Volks¬ 
versammlungen, welche nach den Tribus geordnet waren, nebst den 
Consuln allein zu berufen berechtigt waren. Vergebens trug der Pa¬ 
tricier Coriolanus (490) darauf an, dem Volke diese Rechte in einer 
Theurung gegen wohlfeiles Brod wieder abzuhandeln; er mußte seinen 
Plan mit dem Exil büßen. In ähnlichen Kämpfen gewannen die Ple¬ 
bejer immer mehr festen Boden. Zugleich fühlte man das Bedürfnis; 
geschriebener Gesetze, und erst nach langem Widerstande der Patricier 
kam cs zu einer Gesandtschaft nach Griechenland, namentlich nach Athen, 
und hierauf zur Abfassung der neuen Gesetze. Die Mäßigung der 
zuerst hiezu erwählten zehn Männer machte, daß man sie auch für das 
folgende Jahr (450) als oberste Regenten wählte. Allein nun gewann 
ein Patricier, Appius Claudius, aus einer erst nach Vertreibung der 
Könige eingewanderten Familie, die grundsätzlich von Geschlecht zu 
Geschlecht feindselig gegen die Freiheit der Plebejer beharrte, ein un¬ 
gerechter, gewaltthätiger Mann, ein solches Uebergewicht über seine 
Collegen, daß ihre Herrschaft für Rom, insbesondere für die Plebejer 
die drückendste Tyrannei wurde, ohne auch nur durch kriegerischen 
Glanz nach Außen zu entschädigen. Des Appius Angriff auf die Frei¬ 
heit und Keuschheit der Virginia, die, um in seine wollüstigen Arme 
geliefert zu werden, ihrer freien Geburt abgesprochen werden sollte, 
eine so gräßliche Gewaltthat, daß ihr Vater sie nur durch den To¬ 
desstoß vor dem Verlust der Ehre zu schützen wußte, stürzte in einem 
gewaltigen Aufstand, dessen Gerechtigkeit die edelsten der Patricier selbst 
erkannten, die Macht der zehn Männer (Decemvirn), und 449 wurden 
die neuen Gesetze auf zwölf eherne Tafeln eingegraben, öffentlich aus¬ 
gestellt Gleiche Gesetze erforderten auch übrige Gleichheit. Noch stan¬ 
den Patricier und Plebejer wie zwei feindliche Kasten, zwischen de¬ 
nen keine gültige Heirath statt findet, einander gegenüber, als 445 der