II
leien und Drohungen, süße und harte Worte: Alles
wurde an dem hartnäckigen Mönch vergeblich versucht.
Er appellirre von dem schlecht berichteten an den besser
zu berichtenden Pabst.
Au dieser letzten Unterredung hatten Luthers Be¬
gleiter genug. Sie bemerkten mancherlei Bewegungen
in der Stadt, und es schien ihnen rings umher immev
unheimlicher zu werden. Daher fanden sie für gut, ih¬
ren Freund noch in derselben Nacht durch ein kleines
Pförtlein zu entfernen. Sie setzten ihn auf ein gutes
Pferd, und führten ihn so schnell als möglich nach Sach¬
sen zurück. Der Cardinal, den es nicht wenig ver¬
drießen mochte, daß ihm Luther so glücklich entwischt
war, schrieb sogleich an den Kurfürsten von Sachsen,
und beschwor ihn, den widerspenstigen Mönch ja so¬
gleich nach Rom zu schicken, oder ihn doch wenigstens
aus dem Lande zu jagen. Zu keinem von beiden be-
zcigie der edle Fürst die geringste Lust.
In der Folge hatte Luther noch eine Unterredung
mit einem andern päbstlichcn Gesandten, Namens Mil ritz
zu Altenburg, aber eben so fruchtlos. Bald kam die
Sache so weit, daß kein Vergleich mehr möglich war.
Von allen Seiten her erschallten gegen den anmaßlichen
Neuerer die giftigsten Schmähungen, und mancher blind
papistische Pfaffe scheuete sich nicht von der Kanzel herab
zu predigen, cs sei keine Sünde, den Erzketzer todt zu
schlagen. Der Nuntius Miltitz erhielt auch den ge¬
heimen Befehl von dem römischen Hofe, sich auf irgend
eine Art seiner Person zu versichern und ihn nach Rom
zn liefern. Luther ließ sich durch dieß alles nicht ab-
schrecken; er wurde im Gcgcntheil in seiner Verth'eidi-
gnng immer kühner, heftiger, gewaltiger, bestand aus
der Unstatthaftigkeit des Ablasses; zeigte, daß des Pab-
stcs Vorgeben, als sei er der Statthalter Christi, nir¬