Full text: Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

Vom Regen. 
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als Nebel, als Wolke. Er schwebt und treibt im Winde, nimmt ab und zu, 
sinkt und steigt, verschwindet oder kommt als Regen und Schnee herab. 
Nebel nennen wir ihn, wenn er in der Nähe des Bodens meist über Wiesen 
und Wäldern, Flüssen und Bergthälern entsteht. Die Luft war alsdann eben 
vorher kühler als der Boden unter ihr, ward aber mit einer seitwärts herwehen¬ 
den wärmeren Luft gemischt und zwar so, daß die Temperatur, die aus der 
Mischung entstand, nicht ausreichte, um die aufgelösten Dünste als Gas festzu¬ 
halten *). Setzt sich das Ausscheiden in der Luft fort, so breitet sich der stiebet 
weiter ans. Geschieht dieses Wachsen nach oben, während nach unten die Luft 
wieder fähig geworden (denn das Wechseln der Temperatur geht oft sehr rasch) 
die Dünste in sich aufzulösen, so sagt man; er steigt. Löst sich entgegengesetzt 
die obere Nebelschicht wieder in der Luft auf, während die nächst untere Luft 
von neuem kühler geworden, mehr Feuchtigkeit hat als sie Kalten kann, so sagt 
man: er fällt. Deshalb deutet auch das Fallen des Morgennebels auf trocknere 
Oberluft und gutes Wetter, während das Steigen, oder vielmehr das Wachsen 
nach oben eine Folge von Dnnstfülle in der Höhe ist. 
Beiläufig muß hier des Thaues gedacht werden, weil man ihn oft für ge¬ 
fallenen Nebel hält. Dem Thau geht aber keine Mischung verschieden erwärmter 
Lnftmassen vorher. Er ist ein Niederschlag von Feuchtigkeit, der nur erfolgt, 
wenn der warme Boden sich durch schnelle Ausstrahlung seiner Wärme bis unter 
die Temperatur der dicht über ihm befindlichen Luft abkühlt, nieist also Nachts 
und bei heiterm Himmel. Grade so wird eine kalte Schiefertafel, die man in 
warme dunsthaltige Zimmerluft bringt, augenblicklich naß. — Sinkt die Kühle 
des Bodens auf Null, so wird der Thau zu Reif. — 
Wolken sind dasselbe, was Nebel, nur in höherer Luftschicht, und entweder 
erst dort entstanden, oder ans gestiegenem Nebel gebildet. Sie können oft lange 
schweben oder hinziehen in wechselnder Gestaltung, bis die Ausscheidung des 
Dunstes bei einer kälteren Luftströmung so stark wird, daß die höchst feinen 
Dnnstthcilchen (mit Lust gefüllten Wasserhäutchen oder Bläschen) in größere 
Kügelchen oder Tropfen zusammenrinnen und vermöge ihrer Schwere als Regen, 
oder bei größerer Abkühlung als Schnee und Eis, herabfallen **). 
Bemerkungen über Verschiedenheit der Regenmenge, 
x • 1. An u nd nahe den Küsten ist der Regen häufiger als weiter 
im Innern der Continente, weil aus der See mehr Wasserdampf entwickelt 
werden kann. Wenn am Oberrhein jährlich 23 Zoll Regen fällt, so ist der 
*) Das Gesagte zu verdeutlichen, sind Rechnungsaufgaben von Nutzen; sie 
lassen sich in dieser Hinsicht leicht machen. 
**) Der Engländer Howard hat die Wolken klassificirt. Die höchsten, 20000' 
und darüber, bereits Schneebläschen enthaltend und deshalb weislich gefärbt, 
nennt er Federwolke, und unterscheidet von ihnen die minder hohe fedrige 
Haufenwolke oder Schäfchen. Weiter abwärts erscheinende sind: die ge¬ 
meine Haufenwolke, die Schichtwolke, die f edrige Schichtwo lke , die 
gethürmte Hanfenwolke, und die im Regen begriffene. 
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