Predigt am 28. März 1813.
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ihm dasjenige, was ihm selbst hierbei begegnen kann, und wäre es auch das
letzte Menschliche, nur als ein ganz unbedeutender Zufall erscheinen, auf den
er selbst so wenig achtet, als im ganzen darauf geachtet werden kann. Das ist
der natürliche Mut dessen, der die Sache liebt, für die er kämpft. Aber dazu
möchte ich ermahnen, daß nicht persönlicher Ehrgeiz den hohen Adel und die
wahre Wirksamkeit dieses Mutes schwäche. Mögen sie nie wetteifern um das,
was jeder ausrichtet, sondern um den Sinn, den jeder beweiset, um die Tugend,
die er ausübt. Wer dies und jenes zu thun strebt und nicht gerade das, was
an seinem Ort ihm jedesmal zukommt, der entreißt sich der natürlichen Ord⸗
nung gemeinsamer Thätigkeit zum Schaden des Ganzen. Wenn öffentliche Aus⸗
zeichnungen sich allerdings an einen Erfolg halten müssen: so möge jeder streben,
nicht sie zu erwerben, sondern sie zu verdienen; möge jeder bedenken, daß alle,
die treu ihre Pflicht thaten, diejenigen mit erwerben halfen, die anderen gewor⸗
den sind; und daß das Bewußtsein, alles, was mit Eifer und Lust möglich war,
gethan zu haben, und die Anerkennung derer, die dieses wissen, jede andere
Auszeichnung aufwiegt. — Dazu möchte ich ermahnen, daß nicht Leichtsinn
jenen natürlichen Mut dämpfe. Nicht wenige scheinen zu glauben, es sei schon
alles gethan, es bedürfe kaum der Heere, die bereits ausgezogen und zum Nach⸗
rücken schon fertig sind, um die zerstreuten, erschreckten Trümmer des aufge⸗
riebenen Feindes bis an die letzten Grenzen des deutschen Vaterlandes zu
treiben; und wenn nun noch die waffenfähigen Männer aufgeboten würden, so
könnte dies weniger sein für die unmittelbare Not als nur, damit bei dieser
herrlichen Gelegenheit für die Zukunft eine bessere und kräftigere Gestalt der
Verteidigung gebildet werde. Diese mögen sich hüten, damit nicht das Uner⸗
wartete, welches am meisten den Menschen niederschlägt, sie mit seiner furcht⸗
baren Gewalt treffe und sie denn doch sich fürchten, wenn die Hitze kommt.
Des Königs Wort ist weit entfernt, diese leichte Ansicht zu begünstigen, es ver—
hehlt uns nicht die Macht des Feindes, die Größe seiner Mittel; und die Er—
bitterung, die er gegen uns fühlen muß, ahnen wir selbst. Laßt uns, um unseren
Mut zu sichern, auf alles gefaßt sein, auch darauf, unmittelbar alle Haus und
Herd zu verteidigen oder zu rächen.
Ich rede demnächst von uns anderen in Beziehung auf jene, die Verteidi⸗
ger der gemeinen Sache, von uns als ihren Angehörigen und Befreundeten.
Das Gefühl, welches sonst, wenn der Staat in Krieg verwickelt war, nur der
Anteil von wenigen blieb, und um welches sie von den anderen bald bedauert
wurden, bald beneidet, nämlich die Geliebtesten der Gefahr des Todes in der
Schlacht und den mancherlei Unfällen des Krieges ausgesetzt zu sehen: dieses
Gefühl will jetzt allgemein werden. Denn wer sollte nun nicht unter den
Scharen des Heeres oder der Landwehr, wenn nicht Vater, Gatten, Bruder
und Sohn, doch Verwandte, Wohlthäter, Zöglinge, Befreundete des Herzens
eben jenen Gefahren entgegen gehen sehn? So laßt uns denn fühlen, daß wir