Full text: Die Völker und Staaten der Erde (II)

Volks- li. Staatsverhältiüsse. tz. 27. Abstammung und Sprache. 809 
in den Abruzzen Hausen, dasselbe nationale und sprachliche 
Band, wenngleich vierzehn Jahrhunderte politischer Spaltung 
und Zersplitterung dieser Einheit das Widerspiel hielten. — 
Bei näherer Betrachtung lassen sich indeß auch heute 
noch die verschiedenen Mischungsverhältnisse einigermaßen 
wiedererkennen, aus denen die einzelnen Völkerschaften der 
Halbinsel hervorgegangen sind. — So waltet in den Sa. 
voyarden sehr entschieden das celtische Gepräge vor, das 
sich auch ini Volks-Dialekt ausspricht. In geringerem Grade 
ist dies selbst noch bei den Liguriern und Genuesern der 
Fall. Die ficißigen Lombarden haben dagegen ohne Zweifel 
viel germanisches Blut. In den hohen Leibesgesialten und 
den nicht gar selten blonden Haaren der Piemonteser scheint 
sich eine Mischung germanischer und celtischer Elemente kund 
zu geben, so wie, obschon minder deutlich, in den Tosca- 
nesen die Beimengung germanischen Blutes zu dem roma- 
nisirten hetrurischen der Grundbevölkerung. — Minder erkenn¬ 
bar sind die nordischen Beimengungen in den Völkerschaften 
Mittel- und Unter-Italiens. Dagegen treten hier, namentlich 
in den Apuliern, Calabresen und Sicilianern, Spuren 
griechischer, arabischer, maurischer Abkunft ziemlich deutlich 
hervor, und prägen sich in den schwärzlichen Gesichtern, fast 
noch mehr aber in den Sitten und Charakteren aus. Der 
(eigentliche) Sarde endlich verräth durch Sprache und 
Volkssitte eine unverkennbare Verwandschaft und Vermischung 
mit den iberischen Bewohnern der catalonischen Gcgengestade, 
deren Idiom noch heute in dem Distrikt von Alghero gehört 
wird. Auch scheint ihm arabisches Blut nicht ferne geblieben 
zu seyn, wohl aber germanisches, da die Entlegenheit der 
Insel gothische Einwanderungen nicht begünstigt und höchstens 
kurze normannische Küsienbcsuche gestattet haben mag. — 
Die heutige italiänische Sprache, die offenbar mit 
größerem Rechte für eine durch die Zeit gemodelte Fortbildung 
der alten Vulgär-Sprache Italiens, als für eine aus der 
Einwirkung der eingewanderten Barbaren entstandene Modi¬ 
fikation des Alt-Römischen oder Lateinischen gehalten wird, 
hat sich, der landschaftlichen und völkerschaftlichen Trennung
	        
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