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Das britische Reich. 
aller Art, die zum Theil zum Besten dcS Hauses, zum Theil der 
Arbeitenden, verkauft werden. So wie Jede freiwillig eingetre- 
ten ist, so wird auch Keiner gewehrt, das Haus wieder zu ver- 
lasten. Doch hält man zwei Jahr für die augemestenste Zeit des 
Aufenthalts, um sie an eine neue Lcbensordnung zu gewöhnen. 
Während ^derselben bemühen sieb die Vorsteherinnen, sie mit il)* 
rcn Eltern oder Verwandten wieder zu versöhnen, und die Ver- 
irrte in den Schooß der Familie zurückzuführen. Ist dies nicht 
möglich, so sucht man ihr, wo möglich außer London, einen 
Dienst oder ein anderes Unterkomnien zu verschaffen. Auch wenn 
sie das Haus verlassen haben, zieht man fortgesetzt von ihrem Be¬ 
tragen Nachricht ein. Ueberscbicken sie nach Jahresfrist ein gutes 
Zeugniß, so erhalten sie eine Guinee (6 Rthlr.) zur Aufmunte¬ 
rung, nach 2 Jahren zwei, und so fort nach einer Jeden Lage 
und Bedürfniß. Die sich nach wiederholten Erinnerungen in die 
Ordnung nicht fügen wollen, werden verwiesen. In dem weibli¬ 
chen Bcsterungshause hatten sich in ji Jahren 2200 gemeldet, 
von denen aber nur 64-5 angenommen werden konnten, deren bei 
weitem der größere Theil zur Tugend und Ordnung, also auch 
zum Lebensglück, zurückgebracht wurde. Die vielen dankbaren 
Briefe, welche die Entlassenen, nach ihrer Rückkehr in ihre Fa¬ 
milie, oder in Dienste getreten, an die Vorsteherinnen schreiben, 
beweisen den Nutzen, den beide Anstalten stiften. So schrieb eine 
solche: „Als ich das Haus verließ, war ich zu überwältigt von 
meinen Gefühlen, um Ihnen meinen Dank mit Worten auszu- 
drückcn. Ich wage es jetzt, Sic durch diese Zeilen zu bitten, al¬ 
len den ehrwürdigen Damen zu bezeugen, wie hoch ich mich Jh, 
neu für alle die Güte verpflichtet fühle, die ich unter Ihnen so 
unverdient genoß, um der Gesellschaft der Tugendhaften zurück¬ 
gegeben zu werden. Aber auch jetzt fehlt es mir an Worten für 
meine Empfindung. Meine Augen sind voll Thränen, und ich 
kann nur sagen: „Lobe den Herrn, meine Seele!" Ach! ich 
glich lange einem verirrten Wanderer; meine Gesundheit schwand 
hin; mein Friede war gestört. Nicht einen Freund hatte ich 
mehr, von dem ich nur den geringsten Trost hätte hoffen können. 
Ich hatte alle Hoffnung für diese Welt aufgegeben, und ich fing 
an, an einer besseren Zukunft zu verzweifeln. Das Leben war 
mir zur Last geworden; aber der Gedanke an den Tod, war mir, 
da ich so voll Sünde war, fürchterlich. Da führte mich eine 
gnädige Vorsehung in Ihr Asyl, und ich fand einen heilenden 
Balsam für allen meinen Jammer. Man führte mich zu den 
Füßen des Erlösers. In ihin fand ich Ersatz für alles, was mir 
gebrach. Wie bin ich allen den edeln Frauen verpflichtet, unter 
deren Aufsicht ich stand; in jeder Abtheilung, in welcher ich lebte, 
in gesunden und kranken Tagen, erfuhr ich von Ihnen jede Art 
von Freundlichkeit, Trost und Beistand. Möge Gott seine hoch-
	        
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