Das Königreich Portugal. 
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ders aus, als daß ihr Escudero (Stallmeister) in einer Entfer¬ 
nung von 20 Schritten vor ihr hergeht, mit entblößtem Kopfe 
und den Hut in der Hand, so wie bei uns eitle Frauen ihren 
Jager hinter sich hergehen lasten! 
'2. Traz os Montes 
ist ein rauhes Gcbirgsland, ganz mit hohen, dürren, un¬ 
fruchtbaren Bergen bedeckt; aber die Thäler sind von den flei¬ 
ßigen Einwohnern gut angebaut. Bedeutende Städte giebt cs 
hier nicht. Die kleine, alte und häßliche Stadt 
Bragan^a ist nur darum merkwürdig, weil sie das Stamme 
haus der königlichen Familie ist. 
3. B e i r a 
wird von dem höchsten Gebirge Portugals, der Serra de 
Estrella durchzogen. Hier ist eine wahre Alpennatur; doch 
ist kein Berg so hoch, daß der Schnee den Sommer über 
liegen bliebe. Nur die Wintermonate hindurch ist die Serra 
mit Schnee bedeckt. Nach der See zu verflacht sich das Land. 
Die ansehnlichste Stadt ist 
Coimbra. Sie liegt, wie fast alle größere portugiesische 
Städte, am Abhange eines Hügels, und zwar eines recht steilen. 
Ein Fluß schlängelt sich in seinem weiten Bette dicht an den Hü¬ 
geln vor der Stadt hin, zu der eine große steinerne Brücke führt. 
Man sieht Coimbra nicht eher, bis man in das Thal kommt; 
aber dann gewährt sie mit ihren vielen Klöstern und Kirchen einen 
sehr schönen, überraschenden Anblick. Sobald man sie aber be¬ 
tritt, findet man alles anders. Die Gaffen sind sehr eng, kurz, 
krumm, winklig, schlecht gepflastert, steil und kothig, ohne alle 
Plätze; alles zeigt, daß es eine sehr alte Stadt sey. Die wich¬ 
tigste Merkwürdigkeit ist die Universität, die einzige des Kö¬ 
nigreichs. Sonderbar nehmen sich die Studenten und Profefforen 
aus. Sie haben einen einfachen, langen, schwarzen Rock ohne 
stand oder vom Gegentheil ist? Als kürzlich in einem stark besuchten schlc- 
sisthen Bade eine Gesellschaft höheren Adels beisammen war, und eine 
Dame meinte, man könnte doch mit dem niederen Adel und den Bürger¬ 
lichen nicht wohl sich einlassen, bemerkte ein sehr reicher, aber gebildeter 
Graf: „Wie lange wird es doch noch wahren, bis man bei uns nur 2 
Klassen: die Gebildeten und die Ungebildeten, unterscheidet?" Das half. 
Augenblicklich war der Kastengeist verschwunden, und der Adel ließ sich 
herab. ,
	        
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