Full text: Asien, Afrika, Amerika und Australien (Abth. 2)

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§. 26. Das Türkische Reich. Kurdistan. 
tentheils Bürden, ein wüthiges, räuberisches Volk, welches sich kein 
Gewissen daraus macht Karawanen zu plündern und daher sehr ge¬ 
fürchtet wird. Viele Stamme leben unter ihren Emirs oder Begs 
völlig unabhängig, theils in Städten, theils unter Filzzelten. Sie 
streifen sogar bis nach Syrien umher und machen selbst die Ge¬ 
gend vor den Thoren großer Stabte unsicher; der einmal aufge¬ 
nommene Gastfreund kann aber auch sicher auf ihren Schutz rechnen. 
Räuberei und Viehzucht sind ihre Hauptbeschäftigungen; besonders ziehen 
sie große Heerden von Ziegen und Schafen, die selbst nach Konstantino¬ 
pel gebracht werden. Einige sollen Muhamedaner, andere Christen sein; 
wahrscheinlich bekümmern sie sich um Religion gar nicht. Das jetzige 
Kurdistan ist das alte Assyrien und noch findet man hier die Stabt Ar- 
bela (jei}t rLrbil), in dessen Nähe Alexander den Darius schlug und da¬ 
durch das große Persische Reich stürzte. Schereznr und Amadja sollen 
die größten Städte sein und die E. der ersteren ihre Wohnungen in Fel¬ 
sen ausgchaucn haben, eine Sitte, von der sich auch viele Spuren in 
den Gebirgen Syriens finden. 7) Irak Arabi, das alte Babylonien 
und Lhaldaa, ein Land, das in der ältesten Geschichte hoch berühmt 
ist und vor Jahrtausenden blühender war, als jetzt, denn heut zu Tage 
ist es fast ganz eine Wüste; Regen ist selten uno nur an den Ufern der 
beiden Ströme, des Eufrat und Tigris, die sich hier 20 Meilen vor 
der Mündung im Persischen Meerbusen vereinigen und dann den Na¬ 
men Schar el Arab, d. h. Fluß der Araber, führen, ist noch die alte 
Fruchtbarkeit, die durch viele Kanäle befördert wird, und die Natur 
spendet hier herrliche Früchte im reichlichsten Maaße. Die großen wü¬ 
sten Ebenen sind der Aufenthalt vieler wilden Thiere und herumstrei¬ 
fender Arabischer Nomaden. Die gewöhnliche Landplage des Türkischen 
Asiens, die Zugheuschrecken, findet sich leider auch hier und der tödt- 
liche Samum in seiner größten Heftigkeit. Eine Wohlthat für das 
Land sind die vielen Erdölqueüen am Eufrat, denn man gebraucht 
dies Del nicht allein zur Erleuchtung, indem man Lochte und Leine¬ 
wand damit tränkt und diese statt Lichter und Fackeln brennt, sondern 
getrockneten Mist damit anfeuchtet und dabei kocht, denn an Holz hat 
die ganze Gegend Mangel. Irak Arabi war von den ältesten Zeiten her 
der Hauptsitz des Handels mit Indischen Waaren, die durch den Persi¬ 
schen Meerbusen kamen und von hier theils durch Karawanen, theils 
auf dem Eufrat und Tigris ins westliche Asien befördert wurden; hier 
lag das uralte, weltberühmte Babylon, dessen Größe und Pracht ans 
Unglaubliche gränzen, von denen aber weil sie nur aus Backsteinen be¬ 
fanden, — jetzt nur elende Schutthaufen den Platz anzeigen, wo sie 
standen. Noch jetzt sind tuer zwei wichtige Handelsstädte: Bagdad und 
Basra, erstere am Tigris, letztere am Schat el Arab. Bagdad soll 
noch jetzt 100,000 E- haben , war aber vor 600 Jahren weit volkreicher 
und größer, denn damals hatten die Ralifen (d. h. Nachfolger Muha-
	        
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