Frau ein Paar Nahnadeln und einen Fingerhut, so
wird sie ihn mit Güte überhäufen, und wie eine Mut-
ter pflegen. Für einen schlechten kleinen Spiegel schlach¬
tet er dem Fremden das fetteste Schaf der Heerde, und
wenn dieser nach Landesgebrauch mit ihm ohne Löffel
und Gabel eine Mahlzeit hält, so rühmt er ihn weit
und breit, nennt ihn Befehlshaber, und faßt ihn unter
die Arme, wenn er zu Pferde steigen will. Alles dieß
thut der räuberische und wilde Kirgise für seinen Gast¬
freund.
Eine recht anschauliche Vorstellung von den Filz¬
hütten der Kirgisen, von ihrer, gefühllosen Ruhe, und
von ihrer gemächlichen Art zu sitzen, von der Kleider-
trdcht, wodurch sich Mädchen und Weiber unterscheiden,
und von der Eigenthürnlichkeit der kirgisischen Physio-
gnomieen giebt die beigefügte Kupfertafel, welche zu¬
gleich die Hinrichtung eines Räubers und Mörders d'ar^
stellt, welche von dem Gericht der Aelrestcn zuerkannt
worden ist. Ehebrecher und Verführer werden ebenfalls
sehr hart gestraft; man steinigt sie entweder mit der
Verführten, oder stürzt sie von einem Felsen herab,
oder wirft sie gebunden in'6 Wasser.
Der Taback und der Kümüß sind für die Kirgisen
unentbehrliche Bedürfnisse. Der Kümüß ist die gesäuer¬
te Stutenmilch, die nicht berauscht, und ein heilsames,
wohlschmeckendes, kühlendes und sättigendes Getränk
giebt. Der Knoblauch, der auf dem altaifchen Gebürge
wild wächst, ist ebenfalls eine sehr heilsame Nahrung