28 Erster Abschnitt: Mathematische Geographie.
gegengesehten Punkten, welche die beiden Solstitialpunkte
heißen, die beiden Wendekreise. Der Winkel, unter welchem die
Ekliptik den Äquator schneidet, wird die Schi'efe der Ekliptik
genannt.
Eine umständlichere Erklärung dieser Gegenstände kann erst
weiter unten (im 19. und 20. §. dieses Abschnittes), wo von der
Bewegung der Erde um die Sonne die Rede ist, gegeben wer¬
den.
Drittes Kapitel:
Von der Größe der Erde.
Da die Erde die Gestalt einer Kugel hat, so kommen,
wenn von der Bestimmung ihrer Größe die Rede ist, ihr Um¬
fang, ihr Durchmesser, der Inhalt ihrer Oberfläche
und ihr körperlicher Inhalt in Betrachtung. Aber gerade
die Gestalt der Erde erleichtert einigermaßen die Ermittelung
ihrer Größe, indem man bei einer Kugel nur eins der ge¬
nannten vier Stücke, z. B. den Umfang, zu wissen braucht, um
dann alle übrigen durch Rechnung daraus zu finden. Die Art
und Weise aber, wie man den Umfang der Erdkugel ermittelt,
ist folgende:
§. 14. Gradmessungen.
Daß es Niemandem einfallen konnte, durch wirkliche Mes¬
sung ihres ganzen Umfanges, die Größe der Erde ermitteln
zu wollen, ist klar. Man begnügt sich nämlich mit Ausmessung
eines kleinen Stückes, eines Grades ihres Umfanges, mul-
tiplicirt die gefundene Größe mit 366, und das Produkt ist
der wirkliche Umfang der Erde. Aber wo beginnt, und wo en¬
det der Grad, welchen man messen will? Auf der Erde
finden wir diese Grenzpunkte nirgends bezeichnet, wohl aber am
Himmel, und so kann man recht gut sagen, daß die Größe
der Erde am Himmel gemessen werde. Will man nämlich einen
Grad, als den 360sten Thcil des Erdumfanges, messen, so be¬
obachtet man an dem Punkte, von welchem aus die Messung
beginnen soll, die Höhe irgend eines Sternes, z. B. des Polar¬
sternes, welches sich vermittelst eines astronomischen Instruments,