Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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sprach der Schleifer und hob einen gewöhnlichen, schweren Feldstein, der 
neben ihm lag, auf, „da habt Ihr noch einen tüchtigen Stein dazu, auf 
dem sich's gut schlagen läßt und Ihr Eure alten Nägel gerade lopfen 
könnt. Nehmt ihn und hebt ihn ordentlich auf.“ 
VII. 
Endliches Glück. 
Hans lud den Stein auf und ging mit vergnügtem Herzen weiter; 
seine Augen leuchteten vor Freude. „Ich muß in einer Glückshaut ge⸗ 
boren sein,“ rief er aus, „alles, was ich wünsche, trifft mir ein wie einem 
Sonntagskinde.“ Indessen, weil er seit Tagesanbruch auf den Beinen 
gewesen war, begann er müde zu werden; auch plagte ihn der Hunger, 
da er allen Vorrat auf einmal in der Freude über die erhandelte Kuh 
aufgezehrt hatte. Er konnte endlich nur mit Mühe weiter gehen und 
mußte jeden Augenblick Halt machen; dabei drückten ihn die Steine ganz 
erbärmlich. Da konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, wie gut 
es wäre, wenn er sie gerade jetzt nicht zu tragen brauchte. Wie eine 
Schnecke kam er zu einem Feldbrunnen geschlichen, wollte da ruhen und 
sich mit einem frischen Trunke laben; damit er aber die Steine im Nieder⸗ 
sitzen nicht beschädigte, legte er sie bedächtig neben sich auf den Rand 
des Brunnens. Darauf setzte er sich nieder und wollte sich zum Trinken 
bücken; da versah er's, stieß ein klein wenig an, und beide Steine 
plumpten hinab. Hans, als er sie mit seinen Augen in die Tiefe hatte 
versinken sehen, sprang vor Freuden auf, kniete dann nieder und dankte 
Gott mit Thränen in den Augen, daß er ihm auch diese Gnade noch 
erwiesen und ihn auf eine so gute Art, und ohne daß er sich einen Vor— 
wurf zu machen brauchte, von den schweren Steinen befreit hätte, die 
ihm allein noch hinderlich gewesen wären. „So glücklich wie ich,“ rief 
er aus, „giebt es keinen Menschen unter der Sonne!“ Mit leichtem 
Herzen und frei von aller Last sprang er nun fort, bis er daheim bei 
seiner Mutter war. Brüder Grimm. 
36. Ein gutes Wort sindet einen guten Ort. 
1. Hab' auf der Lippe stets bereit ein freundlich gutes Wort; 
das sindet ja zu jeder Zeit aueh einen guten Ort. 
2. Soll jemand dir thun was zu lieb, so schau ihn freundlich 
an, ein lieblich gutes Wort ihm gieb; es ist ja leicht gethan. 
3. Und wenn ein Herz dür zürnen will, im Unmut lodert auf, 
so lege nur ganz freundlich still ein gutes Wort darauf. 
L. Wobin dein Weg dieh führen mag, auch in der Premde 
drauss', streu du an jedem Lebenstag nur gute Worte aus.
	        
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