Full text: Besonderer Theil (2)

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Erste Abth eilung. Europa. 
Meer, das jonische Meer, die Straße von Otranto, das adriatische Meer, 5) 
die Straße von Messina, die Straße des heiligen Bonifacius, das tyrrheni- 
6. Verschiedene Tiefe. In der Gibraltarstraße trifft man eine Tiefe von kaum 
1000'; diese Tiefe steigt ostwärts Plötzlich zu 3000' und weiterhin, unfern der 
Sierra Nevada, bis zu 6000' und darüber; östlich von den Pyrenäen soll das Meer 
sogar 9000' erreichen, und auch NW. von Sardinien werden Sonden von 5000' 
erwähnt. Im jonischen Meere und südlich von Kleinasien sind Tiefen von 2—3000'. 
Das NW. und SO. Mittelmcer werden durch eine Seebrücke von einander ge¬ 
schieden, die vom Kap Trapani in Sicilien bis zum Kap Bon in Tunis geht; die 
Tiefe dieser Seeschwelle wechselt von 42' bis 540'. 
7. Bedeutender Salzgehalt. Geringe Ebbe und Fluth; der ganze Un¬ 
terschied der Veränderung im Wasserstand beträgt zwischen 0',üg und 2',72. 
8. Die Winde sind unregelmäßiger und schwankender, als in den Oceanen; 
vorherrschend sind nördliche, im Winter westliche, im Sommer öfter südliche; letztere 
sind durch große Hitze ausgezeichnet, weil sie aus dem Innern Afrikas kommen. 
9. Das Mittelmeer ist im Sommer 20,75 bis 3"„z wärmer, als der atlan¬ 
tische Ocean unter gleicher Breite; es verliert durch Verdunstung fast 3 Mal so viel 
Wasser, als es durch die ihm zufließenden Landgewässer empfängt. Daher liegt 
auch der Spiegel des Mittelmeeres niedriger, als der des atlantischen Oceans; 
an der Küste von Perpignan liegt er 2',7 niedriger, als der Spiegel der Nordsee 
bei Dünkirchen, und 5',n niedriger, als das Niveau des biskaischen Golfs bei Ba- 
yonne. Die Folge davon ist, daß der atlantische Ocean durch die Meerenge von 
Gibraltar von W. nach O. fließt und eine Küsten strömun g veranlaßt, welche 
der nordafrikanischen Küste von W. nach O., der syrischen von S. nach N., der 
kleinasiatischen und den südeuropäischen Küsten von O. nach W. folgt. Das rothe 
Meer liegt bei Suez zur Flnthzeit 30',5, zur Ebbezeit 25' höher, als das Mittel¬ 
mcer, weil die Wasser des indischen Oceans vom Oktober bis Mai mit großer 
Heftigkeit durch die Meerenge von Bab el Mandeb ins rothe Meer hineingetrie¬ 
ben werden. 
10. An vielen Stellen der Küsten des Mittelmeeres beobachtet man einen neuen 
Länderausatz. Am mächtigsten nimmt der Anwachs an den Mündungen der 
Rhone zu. Auch die Meerenge von Messina wird durch das Ansetzen neuen Lan¬ 
des immer mehr verschmälert. 
11. Großer Reichthum und große Mannigfaltigkeit an Schaalthieren und 
andern Se ethieren, die zum Theil in den nördlicheren Gewässern nicht vorkommen, 
wie Blutkorall, Schwämme, Dattelmuschel, gemeine Pinne, Schildkröten rc. Die 
Geschlechter und Gattungen der Fische nehmen im Vergleich mit denen der nordi¬ 
schen Gewässer zu: heerweise erscheinende Thunfische, Sardellen und Anchovis; 
Rochen; Haifische; Nadelfische; Trüsche; Schleimfische; Meergrundeln; Muränen; 
Stutzköpfe; Drachenköpfe; Meerhähne; Lippfische; Hornfische; Brassen; Schollen; 
Meeräschen u. v. a. 
12. Das Mittelmeer bildet seit den ältesten Zeiten das wichtigste Verbindungs¬ 
glied zwischen den Ländern der alten Welt. Es ist das alte Kulturmeer mit 
den Flotten und Kolonien der Phönicier, Karthager, Aegypter, Griechen und Rö- 
mer, denn die Länder ums Mittelmeer sWestasien, Nordafrika und Südenropaff sind 
der Schauplatz der Geschichte des Alterthums, die Welt der alten Griechen und 
Römer, die Provinzen des römischen Kaiserreiches, Im Mittelalter fuhren auf ihm 
die Flotten der Byzantiner, Araber, Normannen, Venetianer und Genueser. Heut¬ 
zutage kämpfen 3 Seenationen um seine Herrschaft: die Briten, Franzosen und 
Russen. Befahren wird es von den Schiffen fast aller Seehandel treibenden Völ¬ 
ker. Die meisten Dampfschiffe auf demselben sind französisch, österreichisch oder britisch. 
5) Das adriatische Meer. Grenzen: Neapel, Kirchenstaat, lombar- 
disch-venetianisches Königreich, Grafschaft Görz und Gradisca nebst der Markgraf¬ 
schaft Istrien, Kroatien, Militärgrenze, Dalmatien und Albanien. Größe: von SW. 
nach NO. 120 M. lang; 20 M. breit; 2940 Q.M. groß. Die Westküste ist flach 
und sandig, hafenarm, durch vorgelagerte Bänke gefährlich und wird jetzt noch 
überall, besonders an der lombardischen Küste, durch die Thätigkeit der einmiin- 
denden Flüsse, durch den Po, die Etsch und mehrere Küstenflüfle, ausgedehnt. Der 
Ansatz von neuem Land an der Mündung des Po soll jährlich gegen 210' wach¬ 
sen; an der Etsch hat er in einem Jahrtausend gegen 5 M. betragen. Daher
	        
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