278 XVII. §. 7. Urberfluthung des Römerreichs durch fremde Völker.
dern auch die arianifche Ketzerei in seinem Reiche durch ein neues Con-
cilium 381, durch Absetzung der arianischen, durch Rückberufung der
vertriebenen rechtgläubigen Geistlichen, wo und wie er nur konnte, un¬
terdrückt. Dabei kam ihm ganz besonders die Wirksamkeit der schon
genannten großen Kirchenlehrer zu Statten, welche noch in seiner Z-it
und auch noch darüber hinaus lebten: Ambrosius, Augustinus,
Chrysostomus und Hieronymus. Aber die Gothen vermochte er
dennoch nicht von ihrem Arianismus zurückzubringen, und Ul fila
starb 388 voll Grain, daß die ihm so theure und der Fassungskraft
seines Volkes so angemessene Lehre dennoch auf's Neue für Ketzerei er¬
klärt worden war.
§. 7. Ueberfluthung des Römerreichs durch fremde
Völker.
Noch einmal sehen wir nach des Theodosius Tode alle grie¬
chischen Lande von den Gothen überschwemmt. Wiederum dringen
sie bis an die südlichsten Spitzen des Peloponnes, erfüllen die Inseln,
setzen nach Klein-Asien über und bedrohen die Küsten des adriatischen
Meeres — dann aber wenden sie sich fort nach Westen hin. Hier
treten die Folgen der Theilungspolitik des Theodosius zu Tage,
freilich in anderer Weise, als er selber vermuthet und gewollt. Zum
Vormund seines unmündigen Sohnes Honorius in Rom hatte er
seinen Schwiegersohn, oder vielmehr den Gemahl seiner Nichte, den Van¬
dalen Stilico, bestellt. Denn so stand damals das römische Reich, daß
germanische und gallische Große aller Art, aus allen Stammen, aus
allen Gegenden her, die höchsten Aemter und Würden inne hatten, daß
sie als die Säulen des Staats geachtet wurden, wahrend das verfaulende
Römergeschlecht immer tiefer in Kraftlosigkeit und Selbstverach¬
tung zurücksank. Stil ico war ein Vandale, d. h. er gehörte zu je¬
nem germanischen Volksstamm, der vor Alters zwischen den Gothen
und Markomannen saß und bei dem Einbruch der Hunnen sich in
Ungarn und Siebenbürgen durch viele östlichen Germanenreste, die
vor den Hunnen flohen, verstärkte und zu einer Achtung gebietenden
Macht erwuchs. Schon frühzeitig war Stilico, wie andere vor¬
nehme Vandalen, an den Hof des Theodosius gekommen und jetzt
war ihm die Aufgabe geworden, als Vormund des Honorius den
von allen Seiten bedrohten Westen des römischen Reiches zu schützen.
Er selber aber glaubte, daß ihm noch mehr obliege, daß er als
Obervormund auch für die Beschirmung des östlichen Reiches zu sor¬
gen habe, und er fühlte in sich die Kraft, auch dieser Aufgabe zu ge¬
nügen. Als er daher vernahm, daß die Gothen ganz Griechenland
durchplünderten, erschien er alsbald mit einem Heere aus Italien, um