Das Kaiserthum Oesterreich. Die Kultur. 289
ist von beschränkter Ausdehnung, doch gewinnt er von Jahr zu Jahr mehr
an Ausdehnung. Nur in der Nähe der größeren Städte gibt es einige
Gemüsegärten 3). — 3. Der Obstbau, nur in einigen Ländern sorgfälti¬
ger gepflegt, liefert nicht nur gemeines Obst, sondern im S. auch Süd¬
früchte u. Olivenöl^). — 4. Sehr ausgedehnter Weinbau. Der
österr. Staat hat nächst Frankreich den verbreitetsten Weinbau in Europa3).
— 5. Viel Wiesen u. sehr viel natürliche Weiden"). — 6. Sehr aus-
in allen v. Slaven bewohnten Ländern); Süßholz sUngarn, Woiwodsch., Slavo¬
nien, Aiährens; Sumach sMilitärgrenze, Kroatien, Istrien, Tyrol, Dalmatiens; Rha¬
barber fGalizien, Ungarn, Niederösterr., Mährens. — 2. Mit Cerealien n. Hülsen¬
früchten wird ein bedeutender Handel getrieben, indem einzelne Kronländer nicht blos
an andere Kronländer, sond. aucb anidas Ausland ihren Ucbcrschnß abgeben, wie¬
wohl letzteres fSüd- u. Norddeutschland, Polen, Rußland, Türkei u. Italiens selbst
wieder bedeutende Mengen von Cerealien n. dgl. einführt.
s) Gartengewächse: Küchengewächse u. Gemüse v. vorzügl. Güte, Zucker- u.
Wassermelonen ^Lombardei, Venedig, Dalmatien, Ungarn, Banat u. a.). ES wird mehr
Gemüse aus-, als eingeführt.
4) Sorgfältiger Obstbau nur in den Alpcnländern, in Böhmen u. Mähren. Er¬
giebig ist er auch im W. u. S. von Ungarn, in d. Woiwodsch., in dem Banate, in
Kroatien u. Slavonien, zum Theil auch in Siebenbürgen. Hier überläßt man aber
Alles der überaus gütigen Natur. Das gemeine Obst gedeiht überall, deckt den Be¬
darf u. wird auch in ziemlicher Menge ausgeführt. Im S. von Ungarn, in Kroatien,
Slavonien, in der Woiwodsch., dem Banate u. in d. Militärgrenze werden Zwetsch¬
gen in ungemein beträchtl. Menge gewonnen u. daraus Zwctschgeubranntwein sSlivo-
vitz u. Rakiej gemacht. Nußbäume: am seltensten in Galizien, am zahlreichsten im
S. wegen der Oelgewinnung gebaut. Kastanienbäume: in ganzen Waldungen im
S. Maulbeerb.: im S. wegen der SeideNzucht gezogen. Feigen-u. Mandelb.:
in Südlvrol, in d. Lombardei, in Venedig, im Küsteulande, in Dalmatien, in Süd¬
ungarn, Kroatien, Slavonien, in d. Woiwodsch., im Banat, in d. Militärgrenze.
Citronen-, Pomeranzen-, Granatäpfelb.: in Südtyrol u. im lomb.-venet.
Königr.; ste müssen jedoch gegen die Kälte des Winters geschützt werden. Oel-
bäume: in Dalmatien, auf d. quarnerisch. Inseln u. in Istrien, Länder, welche Oel
ausführen; auch an einzelnen Stellen im lomb.-venet. Königr., in Südtyrol u. im
kroat. Küstenlande. Südfrüchte u. Olivenöl werden nicht genug erzeugt.
4) Der Weinbau wird auf 217 österr. OM. o. auf */ss der gesammten Bo¬
denfläche betrieben u. erzeugt 41'/2 Mill. niederösterr. Eimer fl Eimer — 2,924„os Par.
Kubikzollj im Werth v. 145*/2 Mill. fl. Alle Kronländer, m. Ausnahme v. Salz¬
burg, Schlesien u. Galizien, treiben Weinbau. Der ansgebreitetste Weinbau in Un¬
garn, Kroatien, Slavonien, in d. Woiwodsch., im Banat, in Dalmatien, in d. Lom¬
bardei, in Venedig, Niederösterr., im Küstenlande u. in Südtyrol. Der beschränkteste
Weinbau in Obcrösterr., in d. Bukowina u. in Kärnthen. Die Hauptmasse der Weine
i>t v. mittelmäßiger Sorte; doch erzeugen fast alle Weinländcr auch ausgezeichnete
Weine. Die besten Weine in Ungarn, Slavonien, im Banate u. in Dalmatien. Der
Verkehr in österr. Weinen ist von geringem Belange.
') Kein Kronland, mit Ausnahme v. Dalmatien, ist ohne Wiesenbau. Am
meisten Sorgfalt verwendet man auf ihn in den Alpenländern, in Böhmen n. im
lombard.-venctian. Königr.; hier ist die Sorgfalt für ihn noch größer, als für den
Ackerbau, u. hier kommt ihm das trefft. Bewässerungssystem wohl zu Statten. Im Allg.
zeigt der Wiesenbau noch viele Mängel; viele Wiesen liefern nur saures, andere nur
wenig Gras. Die natürlichen Weiden nehmen '/„ der gesammten u. mehr als 7»
der produktiven Bodenfläche ein. Die meisten Weiden in Dalmatien u. im Küsten¬
lande. Die Alpenweiden in den Alpen u. Karpathen können nicht kultivirt werden;
manche andern werden allmählich für den Anbau gewonnen. Die Alpenländer, das
Küstenland, die Bukowina, Dalmatien, Venedig, die Woiwodsch., das Banat u. d.
Militärgrenze sind wegen des bedeutenden Betrages an Grasland auf d. Viehzucht
allein 0. neben d, Ackerbau angewiesen. Jährl. Ertrag des Graslandes: 419 Mill.
W. Ctr. Heu u. Grummet. Diese Fnttermenge reicht nicht hin, um d. vorhandenen
Vlehstand zu erhalten.
Volt er, Lehrbuch der Geographie. U. lg