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Das Pflanzenreich. Das Thierreich.
und Sträucher; ein häufigeres Vorkommen der tropischen Pflanzenformen,
einen größeren Reichthum an Schlingpflanzen, an Zwiebelgewächsen, an aro¬
matischen Kräutern und schönen Blumen endlich die dem Süden fast eigenthüm¬
lichen immergrünen Laubhölzer. Dagegen hat das übrige Eurupa das frische
Grün der Wiesen und Wälder im Sommer vor dem Süden voraus; denn
hier erhält die Pflanzenwelt wegen des fehlenden Sommerregens und wegen
der größeren Sommerwärme im Sommer in der Regel ein dürres, grau¬
gelbes Ansehen.
3. Waldlose Gegenden sind die Inseln des nördlichen Eismeeres,
die höheren Gebirgsregionen auf den südlichen Halbinseln, auf den Pyre¬
näen, den Alpen, den Karpathen, den skandinavischen Alpen, in Hochschott¬
land und Island, so wie die Hochebenen Spaniens, die Tiefebenen Italiens,
die Steppenländer Ungarns und Südrußlands. Die übrigen Gegenden des
Kontinents sind sehr reich an Wäldern. Sie gehören südlich vom
55° Breite zum Gürtel der Kätzchen bäume, nördlich desselben zu dem
der Nadelwälder. Die Wälder Südeuropas tragen zum Theil schon den
Charakter der formenreichen Wälder. S. I. §. 154. 3—7.
4. Nach den herrschenden Brotpflanzen zerfällt Europa in drei
Gürtel:
2. Der Gürtel der Gerste, des Hafers und der Kartof¬
fel vom 62° und 70° bis 52° und 57° N. Br. S. I. §. 155. 7. a.
b. Der Gürtel d es Roggens reicht bis 50° und 48° N. Br.
S. I. tz. 155. 7. b.
c. Der Gürteldes Weizens geht bis zur Südgrenze von Europ.a?)
5. Der Wein stock wird im südlichen und mittlern Europa kultivirt
sS. I. §. 157.]. Gemüse- und Obstbau ist im südlichen Europa viel
häufiger, als im nördlichen. Orangen-, Citronen-, Granat-, Pi-
stacien- und Oelbäume kommen nur auf den südlichen Halbinseln, am
Südabhang der Alpen und in Südfrankreich vor. Aprikosen-, Pfir¬
sich-, Mandel- und Feigenbäume gedeihen zwar noch im Norden
der Alpen; sie nehmen aber doch nur einen -verhältnißmäßig kleinen Theil
des mittlern Europas ein und gedeihen zum Theil nur durch künstliche Mittel.
6. Flachs und Hanf werden im Norden häufiger, als im Süden ge¬
baut. Baumwolle kommt nur im Süden vor. Taback, Hopfen,
Mohn, Cichorie, Waid, Krapp, färbende Ochsenzunge, ächter
Safran, Anis, Kümmel, Fenchel, Kappern u. a. sind Gewächse
des südlichen und mittlern Europas.
§. 13.
Das Thierreich.
1. Europa zeigt große Gleichartigkeit in der Verbreitung seiner
Thiergeschlechter. Nur im Süden und im hohen Norden zeigen sich Ver¬
schiedenheiten gegenüber vom übrigen Europa. Dort nimmt das Thierreich
nordafrikanischen und westasiatischen Charakter an und seine Formen werden
*) Die großen europäischen Kornkammern sind: die im S. und SO. der
Ostzee liegenden Ebenen von Rußland, Polen, Galizien und Preußen; das SW.
Rußland, namentlich Volhynien und die älteren polnischen Provinzen; Dänemark.
S. I. x. 195. Anmerk. 8. 9. 0