Full text: Besonderer Theil (2)

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Zweite Abtheilung. Asien. 
Fettschwänzeu; Pferde; Rinder; tübetanische Büffel mit Pferdeschweif; seidehaarige 
Ziegen; Esel; Maulejelch Milch u. Getreide sind die Hauptnahrung. Seidenzucht. 
Viele Jagdthiere swilde Ochsen, Eseln. Schafe; Einhörner; Pelzthiere reff. Wichti¬ 
ger Fisch sang. Bergbau sedle Metalle; Quecksilber; Kupfer; Eisen; Blei; Lasur¬ 
steine; Jaspis; Türkise; Bernstein; Borax; Salzff Mancherlei G ewerbe sTnchweber; 
Silberschmiede; Steinmetzen; Holzschnitzlers. Ansehnlicher Binnenhandel. Aus¬ 
wärtiger Handel mit China, Kaschmir, der Bncharei u. a. Niedere Schulen, 
Klojte rl chu l en u. 8, auch von Chinesen u. Mongolen besuchte Uuiversi täten. 
Hauptsächlich werden theologische Studien getrieben. Die Literatur bezieht sich auf 
Religion, Geschichte u. Poesie. Die Bnchdruckerei ist von den Chinesen erlernt. Die 
Kunst umfaßt Baukunst, Bildhauerei, Malerei n. Musik. Sie steht ganz im Dienst 
der Religion. — 10. Verfassung u. Verwaltung. Tübet ist eine Hierarchie. An 
ihrer Spitze steht der Dalai Lama. Der scheinbar selbstständige Supremat dieses 
buddhaistischen Papstes wird aber in weltlichen Angelegenheiten durch die beiden chinesi¬ 
schen Generale sehr beschränkt. -Die führen das weltliche Regiment u. den'Ober¬ 
befehl über die 64,000 Mann starke Kriegsmacht. — 11. Einteilung und Orte3) 
6 Provinzen. Ueber 60 Städte. Die ansäßigen Bewohner wohnen in großen steiner¬ 
nen Häusern, die Nomaden unter Zelten von schwarzem Filz. — a. Provinz Nga-ri 
s- großes Gebirgej. ff Gertope. fGaruP 15,000' h. St. unweit der Hauptquelle 
des Indus. Sitz eines chinesischen Militärgonverneurs. Fort mit chinesischer Besatzung. 
Nur Zelthütteu. Große Messe im August n. Hauptwollmarkt. — b. Provinz Zang 
[= jenseitiges Tübctj. ff Teschu Lumbu. St. am Painom. 30,000 E. Kloster¬ 
palast des Bogdo Lama, aus 300 bis 400 Häusern bestehend. Dabei die Festung 
Digartschi. — c. Provinz U oder Uei s—diesseitiges Tübetj. ff Lhassa. 140M. 
von Benares. Hauptstadt von Tübet am Bo-tsiu, in einer fruchtbaren, 4 bis 5 St. 
breiten, 24 bis 30 St. großen Ebene. 80,000 E. Sitz des. Dalai-Lama u. der beiden 
chinesischen Generalstatthalter. Großer prachtvoller Tempel mit der kolossalen Bild¬ 
säule des Buddha. Viele prachtvolle Tempel und Klöster. 4 Klöster mit höheren 
von bnddhaistischer Gelehrsamkeit mit Bibliotheken, so wie Schulen für die Jugend. Den 
Lama's sind Fleisch, starkes Getränke, das Todten auch der Thiere, u. denen mit den 
gelben Mützen auch die Ehe untersagt. Gehorsam, Redlichkeit u. Armuth ist ihr Ge¬ 
lübde. Ihr Geschäft ist der Gottesdienst u. der Unterricht in Theologie, Geschichte, 
Poesie, Astronomie, Astrologie, Geisterbeschwörung, Zauberei u. dgl. — 4. Kultus. 
Buddha u. eine Menge anderer mythischer Gottheiten genießen wahrhaft göttliche 
Verehrung. Daneben werden noch die Verkörperungen des Buddha u. unendliche 
Schaaren von guten u. bösen Geistern sTengri's u. AsureuP so. wie die Ungeheuer der 
Unterwelt u. der Hölle, angebetet u. gefürchtet. In Folge dieser Vielgötterei fehlt 
es nicht an Götzenbildern n. Bilderdienst in den zahlreichen Tempeln der bud¬ 
dhaistischen Welt. Deren gibt es besonders in Tübet sehr viele, kolossale n. pracht¬ 
volle; manche sind mit goldenen Dächern bedeckt. Das gewöhnlichste Götzenbild stellt 
den Buddha, häufig in kolossaler Größe, dar. Der Kultus dieser Götzenbilder, die 
Anbetung der Nebengottheiten n. Dämonen ist die Hauptsache. Viele Feste. Rauchern, 
Murmeln u. Absinge» von unverständlichen Gebeten, Kniebeugungen, Musik, Gesang, 
Bitten für die Todten, Fürbitte der Heiligen, Ohrenbcichte, Weihwasser, Processionen, 
Rosenkränze von 108 Kugeln, Opfer von Reis, Blumen, Sandelholz u. dgl., die 
von den Laien persönlich dargebracht werden, die Fasten, die Bestattung der Todten 
u. Anderes erinnert an manche Gebräuche der römisch-katholischen Kirche. _ Fahnen 
u. Cylinder, in denen geschriebene Gebete enthalten sind, werden als Gebetsfahnen u. 
Gebetsmühlen von Wind u. Wasser getrieben. — 5. Der Buddhaismus ist eine ge¬ 
meine Götzendienerei mit langweiligen Formeln u. Ceremonien. Er übt daher auch 
auf die Veredlung u. Sittlichung der buddhaistischen Völker keinen günstigen Einfluß. 
Am deutlichsten erkennt man dies an dem tiefen Verfall der Sittlichkeit unter 
den Tübe tariern. In Tübet ist die ganze Kirchenzucht u. das ganze Ceremonien- 
wesen des Buddhaismus entwickelt; das Volk ist äußerlich ernst n. wohlanständig; im 
ganzen Lande herrscht ein System der Ordnung u. der strengste Gehorsam; u. doch 
findet sich die widerlichste Art der Polygamie, nämlich die Vielmännerei sPolyan- 
fcrie]; auch war das Jnquisitionsverfahren mit den schrecklichsten Torturen ver¬ 
bunden u. über Kriminalverbrecher verhängte man barbarijche u. grausame Stra¬ 
fen, bis die mildere Gesetzgebung der Chinesen eingeführt wurde. 
3) Die Hauptstädte der Provinzen sind mit einem ff bezeichnet.
	        
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