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Zweite Abtheilung. Asien.
a. Kastzi See [S. p. 570]. Zuflüsse: der Ural, der Grenzstrom gegen das europ. Ru߬
land. die Emba u. a. b. Aral See [Oxia Palus]. Zwischen 43° 42' bis 46° 44'
N. Br. u. 76° bis 79° 40' O. L. 57 M. L; 36 M. br.; 1.100 QM. gr. Bis 220'
tief. Südlicher Theil: Ulu-Dengis s—großes Meer]; 1.000 QM. gr. Nordöstlicher
Theil: Kitschkine-Dengis s—kleines Meers; 100 QM. gr. Bittersalziges Was¬
ser. aber bedeutend weniger salzig, als im Ocean, weil der Oxus u. Jaxartes viel süßes
Wasser zuführen. Sehr stürmisch u. unruhig; meist herrschen entweder gänzliche
Windstillen oder starke Winde u. furchtbare Stürme aus NO. Mehrere Inseln. Keine
Ankerplätze. Nicht mit Segelfahrzengen, sondern nur,mit Dampfbooten zu befahren,
c. Mu-Dengis s— großes Meers; mit dem Ir gis. el. Tele- u. Tata-See;
mit dem Sary. e. Sam u al-See; mit dem T schul, Grenzfluß gegen Buchara
u. Chokand. k. Balchasch See; 185 QM.; mit dem Jli u. v. a. Zuflüssen, g. Kur¬
gal d s ch i n See; mit der Nnra. 1>. Denis See; mit dem Sselety. i. Ob¬
system. Qnellland des Jschim u. Tobol. — 6. Klima. Sehr kontinental u.
trocken. Glühende Sommerhitze. Große Winter kälte bis zum Gefrieren des
Quecksilbers. Furchtbare Sch ne estü rme. — 7. Einwohner: 2,350,000. Kirgis-
Kaisaken mit dem türkischen Stamm vermischt, dessen Sprache sie angenommen haben.
Sie sind Muhamedaner, haben aber auch Zauberer u. sind sehr unwissend u. roh;
nur Wenige können lesen u. schreiben. — 8. Kultur. Die Kirgisen leben hauptsächlich
von der Viehzucht. Sie halten ungeheure Hecrden von zwei- u. einhöckerigen Ka-
meelen, von Pferden u. fettschwänzigen Schafen, weniger von Rindern u. Ziegen.
Dabei treiben sie Handel mit den Russen n. andern Nachbarn, aber auch Räuberei,
u. verkaufen die Gefangenen als Sklaven nach Turkestan. Jagd u. Fischfang sind
Nebenbeschäftigungen. Kumüß sgegohrene Pferdemilch] wird allgemein getrunken.
Für den asiatischen Handel ist die Kirgiseusteppe überhaupt von großer Wichtig¬
keit, weil große Waarcnzüge von Persien u. der Tartarei nach Sibirien u. ebenso von
letzterem Lande in jene Staaten durch dieses Gebiet gehen. Die Kirgisen schaffen die
Lastthiere für die Karawanen herbei und geleiten dieselben durch die Steppe. --
9. Verfassung. 3 Horden sOrda'sj: kleine Horde mit 900,000, mittlere
Horde mit 1 Mill., große Horde mit 450,000 Seelen. Jede Horde zerfällt An
Stämme sUlnsj, Geschlechter sAimaks], Zeltdörser sAuls] und Zelte
sKibitken]. Der Familienvater gilt Alles in der Familie. Die gewählten Chane
der einzelnen Horden haben wenig Macht. Die russische Oberhoheit besteht haupt¬
sächlich in der Bestätigung der Chane, und der militärischen Besetzung der verschiede¬
nen Forts. Die kleine Horde steht unter der Anfsicht des Gouverneurs von Orenburg,
die mittlere und große Horde unter der des Gouverneurs von Tobolsk. Tribut zahlen
die Kirgisen nicht. — 10. Orte. Außer den wandernden Zeltdörfern gibt es
einige Ackerbau treibende Kolonien, wie Karkaralinsk und Ajagyz, so
wie mehrere russische Forts, wie Uralskoje am Jrgis, Orenburgskoje, Pe¬
ro wsky am Norduser des Aral-Sees, Kos Aral auf einer Insel gl. N. im Aral-
See u. Aralsk an der Mündung des Jaxartes.
Flüssen im S. — 3. Plateau des Ust-Urt. Auf dem Truchmenen Isthmus zwischen
Kaspi- u. Aral-See. 600' h. Von ihm läuft ein Hügelzug gegen NNO., der
sich an den südl. Anfang des Urals anschließt. — 4. Das Muchadschar Gebirge.
Vom 47° bis 51° N. Br. Südl. Anfang des Ural. 500' bis 900'. Berg Airnk.
Urgebirge. — 5. Ein merkwürdiges Gebiet von vielen kleinen Salzseen liegt zwi¬
schen 78° bis 83° O. L. Es zieht sich vom Aral-See bis zum Jschim u. Jrtysch.
Wahrscheinlich sind diese Seen die Ueberreste eines Meeres, das vom Aral-See bis
zum nördl. Eismeer sich ausdehnte.