Full text: Besonderer Theil (2)

Die Besitzungen der englisch-ostindischen Kompagnie in Vorderindien. 681 
Von den eingewanderten Nationen sind die Mongolen und Afghanen am zahl¬ 
reichsten, die Briten aber das herrschende Volk. Fast alle Religionen sind in Vorder¬ 
indien vertreten. Am meisten Anhänger zählt der Brahmaismus, zn dem sich die 
Hindus bekennen, und der Muhamed a nismus. 6) 
lande des Indus sehr wenig Regen, nur im Mündungslande sind sie wieder häufiger. 
Die Küste Coromandel hat während des SW. Mussons trockene Jahreszeit, 
weil dieser Wind daselbst als Trockenwind erscheint, b. Die falte Jahreszeit. 
Vom Oktober bis Februar. Anfangs noch veränderliche Winde und Gewitter, bis der 
SW. Musson in den NO. Musson umgesetzt hat. Alsdann ungemein heiterer und 
klarer Himmel, kühle und schöne Tage, aber kein Schnee; doch friert im westlichen 
Theil des Tieflandes öfters Eis. Alle Reize der tropischen Vegetation entwickeln sich 
aufs prachtvollste. An der Coromandclküste erscheint der NO. Musson als Regen¬ 
wind, daher ist nasse Jahreszeit vom October bis Januar; Regenmenge in Madras 
45". c. Die trockene oder heiße Jahreszeit. Vom März bis Juni. Anfangs 
wehen veränderliche Winde, furchtbare Orkane, die mit Gewittern und öfters mit 
schweren Hagelwettern verbunden sind, bis der NO. Musson in den SW. Musson um¬ 
gesetzt hat. Hierauf wächst die Hitze, die Bäume entblättern sich, alles Grün verdorrt, 
und der von keinem Regentropfen benetzte Boden löst sich in Staub auf. Die Sehn¬ 
sucht nach dem Regen ist dann unter allen Geschöpfen der Erde groß, wie das Sprich¬ 
wort des Volks sagt: „Der Himmel glüht wie Erz, die Erde wie Eisen." Bleiben 
die Regenschauer mit dem Wechsel der Jahreszeit aus, so entsteht.Hungersnoth und 
Pestilenz, rauschen sie aber herab, so stimmen alle Völker, Christen wie Heiden, Juden 
und Muhamedaner ihren Lobgesang an. — II. Ueber die Klimaregionen des 
Himälaya S. p. 677. 678. — III. Indien hat, mit Ausnahme einiger Sumpfgegenden, 
überall ein gesundes Klima, an das sich, bei vorsichtiger Lebensweise, auch der Euro¬ 
päer gewöhnen kaun. Die höheren Regionen von Dekan und vom Himàlaya sind aber 
dem Europäer am zuträglichsten; daher sind sie auch der Zufluchtsort der Europäer 
vor der Hitze der tiefer liegenden Gegenden. Der schreckliche Aussatz [Elephantiasis 
und Leontiasis] kommt unter den Eingebornen häufig, bei den Europäern selten 
vor. Die asiatische Brechrnhr [Cholera] wüthet seit 1817 in Indien schreck¬ 
lich. 1819 zeigte sie sich in Malacca, 1820 in Hinterindien, 1821 in China und 
Persien, 1825 in Arabien, Syrien, Cypern und Astrachan, 1830 in Rußland, 1831 
in der Türkei und in Aegypten, in Polen, Ungarn und Deutschland, 1832 in Frank¬ 
reich und Großbritannien rc. Seit diesen Zeiteil wüthet sie immer wieder von Zeit zn 
Zeit in den Ländern der alten Welt und hat ihren Weg auch nach Amerika und Austra¬ 
lien gefunden. 
°) Einwohner. — 1. Abstammung, a. Die Hindus sind die ursprünglichen 
Bewohner. Sie zerfallen in eine zahllose Menge von Völkern sS. I. p. 222. 223], 
welche nach Charakter, Kultur und Sprache eine viel größere Verschiedenheit zeigen, 
als die europäischen Völker. 26 Haupt sprachen. Die Mutter von den Sprachen 
der indischen Kulturvölker ist das Sanskrit, eine todte Sprache, die sich aber als 
Gelehrten - nnd Büchersprache erhalten hat. Die Hof - und Gerichtssprache aber war 
bisher die per sil che. An ihre Stelle sucht die britische Negierung in ihrem Ge¬ 
biete die^ englische zu setzen, obwohl sie amtlich die Sprache der Eingebornen 
an die Stelle des Persischen gesetzt hat. 4 streng geschiedene Hanptkasten sStände] 
und mehr als 130 Unterkasten: Brahmanen [Priester, Gelehrte, Staatsbeamte 
und Lehrer], aus Brahma's Haupte entsprossen; Kschatryas [Krieger; zu ihnen ge¬ 
hören die Füllten und die ganzen Stämme der Mahratten nnd Radschputen], ans 
Brahmas Schultern stammend; Wesas [Kaufleute oder Banianen und Ackerbauern], 
ans Brahma's Bauche geboren; Sud ras sKünstler, Handwerker, Fischer, Taglöh¬ 
ner rc.], aus Brahma's Füßen kommend. Als bloßer Answurf, den Jeder sticht, nnd 
gleich wilden Thieren werden die Parias betrachtet; für die Europäer sind sie aber 
als Diener und Soldaten sehr nützlich, b. Ein gewanderte Völker. Mongolen 
slö Mill.] ; stark mit Hindus vermischt. Afghanen [Patanen] und Rohillas 
sl Mill.]. Perser und Chinesen s50,000]. Araber [150,000]. Parsen 
[150.000] ; hauptsächlich in den westl. Seestädten. Schwarze nnd weiße Juden 
[150.000] . Armenier [50,000]. Briten [800,000]. Portugiesen, Fran¬ 
zosen, Dänen u. a. Europäer. Zigeuner und Abessinier [20,000]. — 
2. Religion. — a. Die Hindus bekennen sich meist zum Brahmaismns. Eine lieb¬ 
lose Religion, ein vollkommener Pantheismus, der in den gemeinsten und abscheu-
	        
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