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menhüllen und dergleichen entfernt, und daneben erzielt man die für
die Gleichförmigkeit des Garns so ungemein wichtige innige Vermischung
des Rohmaterials. Von hier aus wird das Rohmaterial durch Ruf¬
züge nach den Kardier-(Kardätsch-)räumen im nächsthöheren Stockwerke
befördert. Die großen verbesserten Kardätschen ähneln auf den ersten
Blies den Rotationspressen, die man jetzt in jeder größeren Zeitungs¬
druckerei findet. Sie bestehen nämlich aus einer Reihe dicker rotierender
Zylinder, deren Außenseiten mit gröberen oder feineren Stahlhaken
besetzt sind, die etwa denen der gewöhnlichen handkardätschen gleichen.
Aus diesen Maschinen tritt die Baumwolle als dünner, aus schmalen
Flechten oder Strähnen bestehender Schleier, in dem die Fasern gerade
gestreckt und parallel liegen. Dadurch, daß er zwischen einander reiben¬
den Guttaperchazylindern hindurchgeht, wird dieser „Schleier", sagen
wir: verdichtet, so daß er die Rardiermaschine schließlich in Form eines
dicken, etwa zollbreiten, seidenweichen Bandes von ganz lockerem Zusam¬
menhang verläßt. Durch Überdeckung der Reinigungs-, Mischungs¬
und Rardiermaschinen mit Trommeln, die mit Ventilationsapparaten
in Verbindung stehen, wird es jetzt fast gänzlich vermieden, daß die
Luft des Arbeitsraumes sich mit dem feinen, vegetabilischen Staube,
der früher die Gesundheit der Arbeiter so arg schädigte, füllen kann.
Die im Rardierraume schon bedeutend veredelte Baumwolle ge¬
langt in hohen Blechgefäßen nach den Sälen, wo das Spinnen der¬
selben erfolgt. Durch diesen Prozeß, der auf ungeheuren, höchst ge¬
räuschvollen Maschinen vor sich geht, wird das durch die Rardierung
gewonnene lose Band geradegerichteter Baumwollfasern in seiner Dicke
immer mehr „reduziert" und dabei leicht um sich selbst gewunden.
Erst in diesem Zustande, wenn das Rohmaterial bereits durch fast
ein Dutzend Maschinen gegangen und zu groben lockern Strähnen
verwandelt ist, ist es fertig, von den eigentlichen Spinnmaschinen, tlie
mule jennies, zu Baumwollgarn, einem der wichtigsten Ausfuhrartikel
Englands, verarbeitet zu werden. In den bisher genannten Abteilungen
wurde die Arbeit von Frauen verrichtet, nun kommen wir zu dem ein¬
zigen Gebiet in dieser Industrie, aus dem die männliche Arbeitskraft
noch „Hahn im Korbe" ist.
Eine Mulespinnmaschine ist unleugbar das prächtigste Beispiel
eines zusammengesetzten automatischen Mechanismus mit der Eigenschaft,
die „probuftioität" der menschlichen Arbeitskraft stark zu vermehren.
Die Einzelheiten einer mule jenny sind ziemlich einfacher Ratur, da
sie nur aus zwei hauptteilen besteht: der in unbeweglichem Eisen¬
rahmen befestigten Rolle mit dem vorgesponnenen Materiale und gerade
vor diesem die schnurrende Spindel, die auf einem Vagen sitzt, der von