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Die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Kultur.
des Bodens und mit der Erzeugung von Naturprodukten. Zwischen den einzelnen
Staaten bestehen aber in Hinsicht aus die Art der Erzeugnisse, so wie in Bezug der
daraus gerichteten Arbeit bedeutende Unterschiede. Den Hauptgegcnsatz bilden der
Norden und der Süden. In den nördlichen Staaten findet die gewöhnliche Land-
wirthschaft statt, die hauptsächlich Körnerfrüchte und Nahrungsgewächse erzeugt und
durch freie Arbeiter betrieben wird. In den südlichen Staaten dagegen ist die von
Sklaven betriebene Plantagenwirthschaft, die sich hauptsächlich mit dem Anbau von
tropischen Handelsgewächsen abgibt, von überwiegender Bedeutung. Nur eine Frucht,
der Mais, die wichtigste Nahrungspflanze der Union, bildet in allen Staaten einen
sehr wichtigen Gegenstand des Ackerbaus. Ziemlich bedeutender Obstbau, aber sehr
beschränkter Weinbau. Sehr ausgedehnte, aber nicht sehr ausgezeichnete Vi ehzncht.
Ganz unbedeutende Seiden-, aber wichtige Bienenzucht. Vcrnachläßigte Wald-
kultur. Wichtige Jagd für die Indianer. Umfangreiche Fluß- und Seefischerei.
Ausgedehnter, sehr rasch zunehmender und sehr ergiebiger Bergbau, besonders auf
Gold, Kupfer, Eisen, Blei, Steinkohlen und Salz. Viele warme und kalte
keineswegs den Charakter eines christlichen Staats verläugnen, sondern dieser Charak¬
ter wurde entschieden vorausgesetzt, wie sich dies in der durch Gesetz und Herkommen
bestimmten strengen Heilighaltung des Sonntags und in der ganzen Gestaltung des
öffentlichen religiösen Lebens kund gibt. Der junge Staat wollte durch diese Be¬
stimmung, wie dies bei den mancherlei vorhandenen Neligionspartheieu nöthig war,
nur vermeiden, daß beständiger Zank und fortwährende Besorgniß wegen kirchlicher
Uebermacht entstehe, wenn es der Nationalregierung frei stehen würde, eine Staats¬
religion einzuführen. Somit ist eigentlich die christliche Kirche die Staats¬
religion, nur ist keine kirchliche Parthei derselben bevorzugt. Alle Confessionen und
Sekten stehen gesetzlich auf dem Fuße vollkommenster Gleichheit. Der Staat beküm¬
mert sich nichts um die Erhaltung der Kirche; der freien Wahl des Volks und seinen!
guten Willen ist der Unterhalt der kirchlichen Anstalten anheimgegeben. Alle höheren
Lehranstalten der Kirchenpartheien, wie Cvllegien, Universitäten und Seminare, wenn¬
gleich bisweilen der Staat sich an den Dotationen derselben betheillgt hat, sind doch
wesentlich Privatinstitute. Das Verhältniß der Confessionen unter einander ist meistens
ein freundschaftliches. Nur zwischen der römischen Kirche und den Puritanern zeigt
sich der alte Haß in wiederholten Kämpfen, a. Christeu. Genaue Angaben über
die Stärke der einzelnen Kirchenpartheien fehlen. Nur über die Zahl der Kirchen
und über die kirchliche Accomodation fd. h. über die Anzahl der Personen, die in den
38,06l Kirchen Platz finden mögen] gibt der Census von 1850 folgenden Aufschluß,
aa. Protestantische Kirchen und Sekten. 4,343,579 Methodisten. 3,247,029
Baptisten. 2,079,690 Presbyterianer. 801,835 Eon gregationali sten
[Independenten]. 643,598 Episcopale mit 31 Bischöfen in eben so vielen
Diöcesen. 534,250 Lutheraner. 300,000 Christliche Verbrüderte. 300,000
Mormonen. 286,323 Freunde [Quäker]. 214,115 Universalisten; mit den
Unitariern verwandt. 202,624 Univnisten. 180,636 holländisch Neformirte.
158,932 deutsch Neformirte. 136.417 Uuitarier. 114,780 Freie. 109,257
Herrnhuter. 29,160 Meunoniten. 22,325 Tunker; ein Zweig der Menno-
niteu. 5,170 Swedenborgiauer. 3,100 orthodoxeConventional'isten. 133,802
Glieder geringerer Sekten. 55. 667,823 Römische Katholiken. 30 Diö-
ccsen mit 3 Erzbfichöfen von Baltimore, St. Louis und Oregon City und 25 Bischöfen.
5. Juden. Gegen 80,000. c. Heiden. Die Indianer und die in Californien einge¬
wanderten Chineien.^ <1. Sehr viele religiöse Vereine protestantischer Kirchengemein-
schafien von Hinsagender Wirkiamkcit. Amerikanische Gesellschaft für ausländische
Milsion in Boston seit 1810; hauptsächlich von Congregationalisten und Presbyte¬
rianern unterhalten. Inländische Missionsgesellschaft zu New-York seit 1826; vor¬
züglich von Congregationalisten und Presbyterianern unterhalten. Amerikanische
Baptisten - Missiousgesellschaft zu Philadelphia seit 1816. Amerikanische inländische
Ml,sionsgesell,chast der Baptisten seit 1842. Amerikanische Missionsgesellschaft für
die Indianer |eit 1842. MYsiousgesellschaftcn der Episkopalen und Herrnhuter.
Amerikangche Bibelgesellschaft 1 eit 1816. Gesellschaften für Sonntagsschulen. 2 Trac-
atchen-Ge,ell,chasteu zu Boston seit 1814 und zu New-York seit 1825. Eigenthüm-
uche Erscheinungen des religiösen Lebens sind die Wald- oder Landversammlnngcn
l^aifip Meetings] und die Wiedererweckungen [Revivals], e, Zahlreiche philan-