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Amerika.
einer Republik unter dem Namen Columbia oder Colo mb ia
vereinigten. Indeß dauerte aber der Kampf der Spanier mit den
Republikanern fort, bis 1821 nach der entfcheidenden Schlacht bei
Carabobo, worin die Spanier gänzlich gefchlagen wurden, und nach
der Wiedereinnähme von Caracas die Vereinigung der beiden Repu¬
bliken zu einer unter dem Namen Colombia erneuert und Bolivar
zum Präsidenten dieser Republik ernannt wurde. Dieser Sieg war für
Venezuela das, was der Sieg bei Voyaca für Neugranada gewesen
war. Er entschied die Befreiung dieser großen Lander von dem Spa¬
nischen Joche. Die Trümmern des Spanischen Heeres befanden sich
in wenigen festen Platzen, die nur nach und nach in die Gewalt der
Republikaner kamen; die letzten erst gegen Ende des I. 1823.
So war nun das ganze Gebiet der Republik von den Spaniern
befreit und ein Jahr spater sah sie sich auch schon als ein selbststän¬
diger Staat von Großbritannien anerkannt. Mit Colombia vereinigten
sich die Bewohner der Landenge von Panama, die sich 1821 für unab¬
hängig erklärt und sich als ein Bestandtheil der Republik angeschlossen
hatten. Gleichfalls waren auch die Provinzen von Quito, in Folge
der siegreichen Schlacht am Vulkan Pichinga, 1822 von der Spani¬
schen Herrschaft befreit und mit Colombia verbunden worden. Die
einzige Gefahr, welche die junge Republik noch zu fürchten hatte,
drohte von Peru her, wo die Spanier noch eine beträchtliche Krieges¬
macht hatten. Daher faßte Bolivar, in der Überzeugung, daß nur die
Befreiung von ganz Südamerika, Colombia völlig sicher stellen könne,
den Plan, auch Peru von den Spaniern zu befreien. Er führte daher
1824 seine Armee über die Anden, die Colombia von Peru trennen,
unter grausenhaften Gefabren, wo alle Augenblicke Soldaten und Last¬
thiere in furchtbare Abgründe hinabstürzten und zerschmettert vor den
Blicken der Nachrückenden lagen, und vollbrachte so eine Unternehmung,
die in der Kriegsgeschichte unerhört ist, und wogegen die Übergänge
Hannibals über die Alpen und Napoleons über den Simplen (B. I.
S. 300) eine Kleinigkeit sind. Hierauf schlug der Colombische Gene¬
ral Sucre in der berühmten Schlacht bei Aya euch o das Spanische
Heer völlig, und nöthigte den Rest desselben, sich zu ergeben. Im
folgenden Jahre 1823 wurde auch in Oberperu der letzte Rest der
Spanischen Truppen, nach dem Gefechte bei Tumuslo oder Tamasla,
genöthigt die Waffen niederzulegen; so daß dieses Gefecht als das
Ende des Freiheitskampfes in Südamerika zu betrachten ist.
Nachdem nun die äußere Ruhe in der neuen Republik Colombia,
zu deren Hauptstadt Bogota erklärt wurde, gesichert war, begannen innere
Unruhen, erregt durch die zwei bestehenden Partheien, der Unitarier
und Föderalisten. Erstere waren für das Fortbestehen einer unge-
theilten Republik, letztere für die Theilung derselben in mehrere beson¬
dere Republiken. Schon 1826 schien der Zeitpunkt gekommen zu
seyn, daß Colombia in einzelne Republiken zerfallen würde, jedoch ge¬