Uruguay.
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nommen, ist außerordentlich fruchtbar, wird jedoch bis
jetzt noch fast nur auf Großheerdenzucht benützt. Acker¬
bau, auch Gewerbebetrieb, sind daher äußerst lohnend,
wiewohl noch sehr gering. Die Bewohner sind nämlich
ebenfalls wilde Gauchos neben rechtlichen Estanccros,
die sich „Orientalen" neuneu, stolz und arbeitsscheu, wie
die Creolen in den wenigen Städten. Die schweren Ar¬
beiten werden meist von freien Negern verrichtet. Die
Bevölkerung zählt nur 350,000 Seelen, daher die Re¬
gierung die Einwanderung ungemein begünstigt, volle
Religious- und 10jährige Steuer-Freiheit zusagt re. So
sind auch viele Deutsche, Basken rc. rc. eingewandert (V3
der Bevölkerung).
Hauptstadt Montevideo, gegründet 1726,50,000 E.,
guter Hafen mit 3000 Schiffen im Jahr; zweite Han¬
delsstadt ist Colvnia del Sacramento, 10,000 E. Zwi¬
schen beiden, Rosario (5000 E.) mit Schweizer- und
Waldenser-Kolouieen. Am Uruguay die Häfen Fray
Ben tos, wo zur Bereitung von Fleischextrakt Deutsche
tägl. 500 Ochsen schlachten, und Paysandu (7000 E).
In O. Maldonado. Die Hauptkraft des Staates liegt
in seinen Ausfuhrhäfen, den See- und Stromstädten.
Ausfuhr (meist Erträge der Heerden, dann Wachskerzen,
Seife) 33, Einfuhr 37Mill. fl., Staatsschulden 65Mill.fl.,
Einnahmen 8 Mill. fl.
§ 600. Der merkwürdigste dieser Staaten ist das
Binnenland Paraguay. Das Land wurde von der
spanischen Regierung bis 1767 den Jesuiten überlassen,
die viele blühende Missionen errichteten, aus den India¬
nern geschickte Handwerker und Künstler bildeten, und ein
Priesterreich schufen, abgeschlossen von der Außenwelt.
Nach Vertreibung der Jesuiten verwilderte es unter spa¬
nischen Statthaltern, bis es 1811 sich losmachte, und
1818 unter die Dictatur eines Advokaten vr. Francia
kam, der nach der Weise der Jesuiten regierte, jedoch Land
und Volk sehr emporbrachte. Nach seinem Tode 1840
setzten die Lopez dieses System aufgeklärter Despotie fort,