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Wenn man von Pillnitz, wo der Porsberg den Eingang znr 
sächsischen Schweiz bewacht, über Lohmen und durch den Otto¬ 
wald er Grund mit seinen hundert Ellen hohen, schauerlichen, 
überragenden Felsen auf den hohen Felsenvorsprung der Bastei 
hinaustritt, da sieht das Auge, nach Osten gewendet, nur Berge 
und Felsen, bald einzeln stehend, bald an einander gereihet, wie 
Riesen vor den erstaunten Blicken. Von der Bastei steigt der Reisende 
tief hinab in den Amselgrund, wo der brausende Amselfall 
über eine hohe Felsengrotte hinabstürzt, und schreitet dann über die 
Höhe dem umwaldeten Hochsteine zu. In eine schauerliche Tiefe 
schaut das Auge hinunter zum tiefen Grunde, durch welchen der 
Polenzbach bald sanft und leise, bald tosend und rauschend dahin¬ 
strömt. Durch eine Felsenschlucht führt der Weg auf Stiegen und 
Leitern in den Grund hinab, dann steil hinauf nach Hohnstein 
mit seinem halbzerfallenen Schlosse, und weiter den kahlen Felsen¬ 
platten des Brandes zu. Wie ein Silberfaden schlängelt sich die 
Polenz im tiefen Wiesengrunde um den Fuß des Felsen, und rings¬ 
um bis an den fernen Horizont liegt die Schweizergegend ausge¬ 
breitet. Auf fast senkrechten Treppen und steilem Sandwege gelangt 
man in die Tiefe des Thales, das immer freundlicher sich erweitert 
und endlich zum Elbthale und dem nahen Schandau leitet. Durch 
den frischen Waldesduft des romantischen Kirnitzschgrundes, von 
Felsenwänden, die wie Riesenmauern sich aufthürmen, und dicht¬ 
bewaldeten Höhen begrenzt, wandert der Reisende am Wasserfalle 
vorüber und dann auf Schlangenwegen hinauf zu dem mächtigen 
Felsenthore des Kuhstalls. Musik begrüßt ihn, und durch Spal¬ 
ten und Höhlen umklettert er die hohen Felsenmassen. Jetzt führt 
der Weg wieder hinab in das weite Waldthal und hoch hinauf 
zum Winterhäuschen bis auf die höchste Spitze des Meißner 
Schweizerlandes, den großen Winterberg. Weit schaut das 
Auge hier hinein in das Sachsen- und Böhmenland, und überall 
erheben sich waldige Bergreihen und Bergspitzen, und kahle Felsen¬ 
wände und Felsenkegel. Nach Süden zu begrenzt den Horizont der 
riesengrabähnliche Schneeberg; weiter vor ibm stehen der große 
und kleine Zschirnstein, und näher dem Äuge des Beschauers 
die Kaiserkrone und der Zirkelstein. Mehr nach Westen ge¬ 
wendet, erblickt man die Kuppelberge, den Papststein, den 
Pfaffenstein, den stark befestigten König stein uyd ihm gegen¬ 
über den Lilien stein, und seitwärts an ihm vorbeigeschaut in 
nebliger Ferne den Spiegel der Elbe bei Pillnitz und die stolzen 
Thürme von Dresden. Oestlich schaut man ins Lausitzer Gebirge 
mit seiner höchsten Kuppe auf sächsischem Gebiete, der Lausche. — 
Vom Winterberge geht's nach Böhmen hinein zum Prebisch- 
thore, wo die Felsen eine hohe Brücke gebildet und in wunder¬ 
baren Gruppirungen sich gestaltet haben. Tief hinab steigt man
	        
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