145 
44 Fuß hohen und fast 6 Fuß dicken korinthischen Säulen getragen, 
ist 195 Fuß breit und hat fünf Durchgänge, deren breitester mitt¬ 
lerer nur für königliche Wagen offen ist. Halberhabene Figuren 
schmücken die inneren Seiten der Lhorwände, und außerdem sind 
noch zwanzig kleinere Säulen in der Front und an den Seiten der 
Flügelgebäude des Thores angebracht, welche letztere zur Thorwache 
dienen. Ueber dein Hauptthor erhebt sich noch ein hohes Mauerwerk 
mit einer geschmackvollen Einfassung einfacher Gesimse, um das be- 
rühinte Viergespann der Siegesgöttin auf ihrem Triumphwagen zu 
tragen. Vier starke, 12 Fuß bohe Rosse ziehen im wilden Laufe 
einen zweiräderigen Wagen, auf welchen: die Siegesgöttin steht mit 
der Palme imb dem lorbeerumwundenen eisernen Kreuze in der 
Hand, über dem der preußische Adler schwebt. Napoleon führte 
1806 dieses Kunstwerk nach Paris, von wo es die siegreichen Preu¬ 
ßen 1814 zurückholten. 
Die Straße unter den Linden wird von der fast eine halbe Meile 
langen Friedrichs st raße ziemlich in der Mitte durchschnitten. 
Die regelmäßigste, geradeste Straße ist die L e i p z i g e r st raße. 
Die Wilhelms st raße, in ihrer Verlängerung bis zum Luisen- 
thore noch länger als die Friedrichsstraße, enthält viele Paläste und 
Minister-Wohnungen. Die Königsstraße ist fast die belebteste 
von allen. Der Gensdarmen-Markt ist einer der größten 
Plätze; auf ihm steht zwischen zwei Kirchen das große Schau¬ 
spielhaus. Den Belle-Alliance-Platz am Halleschen Thore 
schmückt eine auf einer hohen Granitsäule stehende Siegesgöttin. 
Um den Wilhelms platz stehen auf grünem umbuschten Rasen die 
marmornen Standbilder der alten Siegeshelden des siebenjährigen 
Krieges, Schwerin, Seidlitz, Winterfeld, Keith, Ziethen 
und des Fürsten von Dessau, zur lauten Erinnerung an ihre 
Thaten. 
Von den Fabriken sei vor Allem die große, vortrefflich eingerich¬ 
tete Eisengießerei vor dem Oranienburger Thore genannt, worin 
nicht blos ganze Brücken mit Bogen.und Geländern, Maschinen 
und Maschinenteile der verschiedensten Art für den Handwerks¬ 
und landwirtschaftlichen Gebrauch, herrliche Bildsäulen und Brust¬ 
bilder aus Gußeisen verfertigt werden; sondern wo auch durch die 
Kunst die feinsten Schmucksachen und Zierrathen aus Eisen geliefert 
werden. 
In der Nähe der Stadt liegen eine große Anzahl von Ver¬ 
gnügungsörtern; der angenehmste und bekannteste derselben ist der 
Thiergarten, ein über 800 Morgen großer, über zwei Stunden 
im Umfange haltender Park mit zahlreichen Fuß-, Reit- und Fahr¬ 
wegen, schönen Wiesenplätzen und Teichen, Blumenbeeten und Ge¬ 
büschgruppen zwischen den Baumpartien, sowie mit einer Menge 
Kaffeewirthschaften und andern Vergnügungsplätzen für die Berliner. 
Beogr. Bilder. I. 4te ?!ufl. 10
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.