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zum großen Theil aus vulkanischer Asche, womit der in der Nähe 
Neapels aufsteigende Vesuv die Ebene bedeckt hat. Sie ist von 
unerschöpflicher Fruchtbarkeit. 
»Sieh' Neapel und stirb!« so ruft der Lazzaroni in patriotischer 
Begeisterung und nennt sein Neapel ein auf die Erde gefallenes 
Stück vom, Himmel. — Wahr ist es, kein anderer Erdstrich kann 
des Besitzes so vieler Vorzüge sich rühmen, als dieser. Hier ist das 
Jahr wirklich rund; hier tanzen die lieblichen Horen zur Melodie 
der Freude den ewigen Reigen. Zu allen Jahreszeiten ist die Luft 
balsamisch und mild; selbst die Hitze des Hochsommers wird so sehr 
gemildert durch die Kühlung des Meeres, daß sie nur dann lästig 
wird, wenn der glühende Sirocco weht. Auch hat das graueste 
Alterthum schon der Gegend Zauber erkannt und gewürdigt. Als 
die Griechen, diese feinen Kenner und Empfinder des Schönen, das 
Land entdeckten, wurden sie so entzückt von seiner Schönheit, daß 
sie in Schaaren die Heimath verließen, sich neue Wohnungen zu 
bauen am fernen Strande, und noch Jahrhunderte waltete die 
poetische Sage von ben Wundern desselben hinüber nach Altgriechen¬ 
land. Hierher versetzten seine Dichter die hesperidischen Gärten, 
hierher die elysäischen Gefilde, die ewig blühenden. Homer läßt 
seine Sirenen hier singen, an Neapels Küste zauberte seine Circe. 
Selbst der ernste »forschende Aristoteles« spricht von diesem herr¬ 
lichen Land wie von einer neuen Welt, von einem Eldorado. — 
Ueber 350,000 Menschen tummeln sich in Neapels Straßen, in wel¬ 
chen Tag und Nacht der rauschende Lärm einer Bevölkerung, die 
zum Theil wohnungslos ist, nicht schweigt. Das Meerufer und 
der Hafendamm, beide die beliebtesten Spaziergänge, sind zu jeder 
Tageszeit von Menschen belebt. 
An der Südspitze Italiens, durch die 3/4 Meilen breite Meer¬ 
enge von Messina, davon geschieden, liegt in der Form eines 
Dreiecks die fruchtbare Insel Sicilien mit ihrer Hauptstadt 
Palermo. — Auf ihr erhebt sich der Aetna, ein mächtiger Vul¬ 
kan, der 10,000 Fuß hoch in die Wolken aufsteigt. 
Südlich von Sicilien liegt Malta, eine den Engländern ge¬ 
hörige Felsenfestung, die gute und bequeme Häfen darbietet. Der 
verwitterte Kalksteinfelsen ist durch Erde, welche man aus Sicilien 
herüberschaffte, für den Anbau von Getreide, Wein, Baumwolle und 
Orangen tauglich gemacht. — Auf seiner Reise nach Rom litt an 
den felsigen Küsten von Malta Paulus einst Schiffbruch. 
Italien hat auf seinen 5600 geographischen Quadratmeilen eine 
Bevölkerung von etwa 22 Millionen. Die mittlere Dichtigkeit ge¬ 
hört also zu den stärksten in Europa, da sie ungefähr 4000 auf die 
Quadratmeile beträgt. Am dichtesten bevölkert sind Lucca, Parma 
und das lombardisch-venetianische Königreich, das auf 850 Quadrat¬ 
meilen eine Bevölkerung von 4y2 Millionen hat. 
Geogr. Bilder. I. 4te Aufl. 
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