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uns ein Springbrunnen seinen Wasserstrahl in die Luft empor, 
und in Millionen Tröpflein zertheilt, stürzt er wieder zur Erde. 
Daneben dehnt sich der wunderschöne Garten von Sanssouci mit 
seinen schattigen Laubgängen aus. Weiterhin schweift der Blick 
über den Havelspiegel hinweg bis zum Brauhausberge, welcher 
am anderen Ufer emporsteigt. Bon Potsdam aus fließt die Havel 
nach Westen zu in einem Bogen bis hinter Brandenburg und 
bildet viele See'n. An ihren nördlichen Ufern wechseln bunt 
durcheinander niedriges Bruchland, Ackerland und Hochland mit 
walvigen Bergesgipfeln. — 
Brandenburg ist die alte Hauptstadt der Mark. Nun hat 
ihr Berlin den Rang abgelaufen. Bon der Stadt Plaue aus, 
die hinter Brandenburg liegt, führt ein Kanal in die Elbe hinein, 
so daß die Schiffer schneller den Elbstrom erreichen können. Denn 
die Havel wendet sich plötzlich wieder nach Norden zu und läuft 
noch einige Meilen (über Rathenow und Havelberg) durch ein 
Bruchland der Elbe zu. Hinter Havelberg vermischt sich endlich 
das blaue Havelwaffer mit den gelblichen Fluthen der Elbe, die 
zur Nordsee hinabeilt. 
5. Das havelländische Luch. 
1. In einem großen Bogen strömt die Havel durch die 
Mark der Elbe zu. Zwischen den beiden Armen des Bogens, 
der Ober- und der Unter-Havel, laufeq theils Bergplatten hin 
von unbedeutender Höhe, theils Niederungen. Bon den letzteren 
sind besonders zwei wichtig. Sie erstrecken sich von Oranienburg 
ab etwa 10 Meilen weit von Osten nach Westen bis zu dem un¬ 
teren Laufe der Havel. Die Niederung, welche mehr nach Nor¬ 
den liegt, ist das Rhin-Luch. Den südlichen Strich nennt man 
das havelländische Luch. Es streicht etwa in der Gegend von 
Nauen, Friesack, Nhinow nach der Havel zu und wird theilweise 
von der Eisenbahn durchschnitten, welche von Berlin nach Ham¬ 
burg führt. Heut ist es trocken gelegt und urbar gemacht. Noch 
vor 140 Jahren indeß sah es ganz anders auch 
Es war eine wilde Gegend, noch ganz so, wie die Hand 
Gottes sie gebildet hatte. Eine Rasendecke von bräunlich grüner 
Farbe überzog die tiefe Niederung. Das Gras, das darauf wuchs, 
hatte kurze Halme und stand auf einer Decke, die sich über dem 
Sumpfe im Laufe der Jahrtausende aus vermoderten Pflanzen¬ 
wurzeln gebildet hatte. Wenn die warme Frühlingssonne die 
Eisdecke hinwegschmolz und ihr Strahl in das gesrorne Erdreich 
drang, quoll das Grundwaffer auf und hob die Rasendecke in die 
Höhe. Bei jedem Schritte sank der Fuß ein; der Boden stieg 
jedoch wieder auf, wenn man den Fuß weiter setzte. Andere Stel-
	        
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