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viel daran, und die Suppe ist fertig. Ist einer von der Gesell¬ 
schaft noch im Walde beschäftigt, so wird ihm ein Zeichen durch 
einen hölzernen Hammer gegeben, mit welchem auf ein glattes 
Buchenbrett geschlagen wird, das zwischen zwei Stricken in der 
Schwebe hängt. Weit in den Wald hinein bringt der Ruf dieser 
Tischglocke. Beim Essen fährt zuerst der Köhlermeister mit sei¬ 
nem hölzernen Löffel in die Schüssel; dann kommt der Schlittner 
und dann erst der Lehrjunge. Legt der Meister seinen Löffel zur 
Seite, so thun es die Anderen auch. Der Junge reinigt darauf 
den Napf und die Löffel, trägt Holz für die Nacht zur Feuerstätte 
und begiebt sich mit den Uebrigen zur Ruhe, wenn die Abend¬ 
lieder der Drossel verklungen sind. 
Die Vogelsteller des Brockens. 
Am frühen Morgen zieht der Vogelsteller, die Leimruthen in 
der Hand, die Lockvögel im Bauer, in den Wald, um Gefangene 
zu machen. Wo ein Busch sich findet, da setzt er ein Bauer mit 
einem Vogel hin; fehlt es an Gebüsch, so steckt er einen buschigen 
Zweig in die Erde. An den äußersten Spitzen der Zweige be¬ 
festigt er die mitgenommenen Leimrnthen, und dann legt er sich 
in der Nähe auf die Lauer. Die Lockvögel fangen sogleich an zu 
singen. In den Tannen schallt der Gesang wieder, und immer 
näher rücken die freien Sänger. Da setzt sich ein sorgloser Vo¬ 
gel auf die Leimruthe, er wollte mit dem unbekannten Sänger um 
die Wette jubeln; aber das Lied erstickt ihm in der Brust. Der 
Vogelsteller springt herbei und steckt ihn ohne Erbarmen in einen 
bereit stehenden Käfig. So wird ein Vogel nach dem anderen auf 
die Leimruthe gelockt, bis die Sonne hoch am Himmel steht. Dann 
wird es still im Walde; der Vogelsteller kehrt zufrieden in seine 
Hütte zurück. 
Aber nicht nur Leimruthen, auch Netze werden angewandt, 
um die Vögel des Waldes einzufangen. Man spannt sie in Nah¬ 
men und befestigt diese so an einem großen, offenen Kasten, daß 
sie von zwei Seiten wie ein getheilter Deckel auf den an der Erve 
stehenden Kasten fallen können. Eine solche Vorrichtung heißt ein 
Vogelheerd. Soll der Fang beginnen, so werden die Netzdeckel in 
die Höhe geklappt. Eine Schnur zum Zuziehen geht nach einem 
Häuschen, in welchem der Vogelsteller sitzt. Auf dem Boden des 
Kastens laufen Vögel herum, angeschirrt und angezäumt, so daß 
sie nicht entweichen können. Die Lockvögel dagegen sind in der 
Nähe des Heerdes in Verstecken vertheilt und rufen in den Wald 
hinein. Sobald Vögel in den Kasten geflogen sind, zieht der Vo¬ 
gelsteller die Fallthüren zu, und es ist um die Freiheit der arg¬ 
losen Thiere geschehen. — Die Vogelheerde des Harzes haben 
einen alten und hohen Ruf. Saß doch Herzog Heinrich an einem
	        
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