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und daraus folgt: er ist kein Thier, das an Pflanzen nagt, son¬ 
dern ein kleines Raubthier, das andere Thiere frißt. Das merkt 
ihr auch, wenn ihr einem getödteten Maulwurf den Bauch auf- 
schneidet und in den Magen schaut. Denn was er frißt, muß er 
im Magen haben, und was er im Magen hat, muß er gefressen 
haben. Nun werdet ihr, wenn ihr die Probe machen wollt, nie 
Wurzelfasern oder so etwas in dem Magen des Maulwurfs finden, 
aber immer die Häute von Engerlingen, Regenwürmern und an¬ 
derem Ungeziefer, das unter der Erde lebt. 
Wenn ihr also den Maulwurf recht fleißig verfolgt und mit 
Stumpf und Stiel vertilgen wollt, so thut ihr euch selbst den 
größten Schaden und den Engerlingen den größten Gefallen. Da 
können sie alsdann ohne Gefahr eure Wiesen und Felder verwü¬ 
sten, können wachsen und gedeihen, und im Frühjahr kommt als¬ 
dann der Maikäfer, frißt euch die Bäume kahl wie Besenreis und 
bringt euch zur Vergeltung auch des Kuckuks Dank und Lohn. 
8. Lebensart der Sängetbiere. 
Die Menge der Nahrung, deren ein Thier bedarf, hängt nicht 
blos von seiner Grösse ab, sondern auch von der Raschheit sei¬ 
nes Blutumlaufes und von der Geschwindigkeit seiner Verdauung. 
Die reissenden Thiere brauchen darum verhältnissmässig weit 
mehr Nahrung als andere. Doch verzehren die Insektenfresser, 
z. B. die Spitzmaus, der Maulwurf u. s. w., für ihre Grösse am 
meisten und können am wenigsten Hunger ertragen. Während 
des Winterschlafes, in welchen manche Säugethiere verfallen, be¬ 
dürfen sie gar keiner Nahrung; dafür schlägt aber ihr Puls auch 
äusserst langsam, und sie magern ab. Andere, welche nicht gänz¬ 
lich einschlafen, brauchen wenigstens nicht so viel Nahrung, als 
zu andern Zeiten, z. B. der Hamster. 
Die Art, wie sich die Säugethiere ihre Nahrung verschaffen, 
ist oft sehr sinnreich. Mit welcher List beschleicht die Katze 
einen Vogel! Mit welcher Geduld erwartet der Reiher einen 
Fisch! Das Rennthier scharrt sich sein Moos unter dem Schnee 
heraus; das Eichhorn heisst die härteste Nuss auf, weil es ge¬ 
rade die Naht zu treffen versteht. 
Zum Schutze ihres Lebens haben die Thiere mancherlei Mit¬ 
tel von der Güte ihres Schöpfers erhalten. Die Stärkeren be¬ 
sitzen Zähne und Krallen oder Hörner und Rüssel; für die 
Schwächeren ist aber auch gut gesorgt. Den Hasen und den 
Hirsch rettet ihre Schnellfüssigkeit, das Kaninchen die Kunst, 
sich Höhlen zu graben; das Eichhorn verbirgt sich in die höch¬ 
sten Gipfel der Bäume; die Otter taucht in das Wasser unter 
und kommt erst an einer entfernten Stelle wieder zum Vorschein. 
Igel und Stachelschweine sind durch ihre Stacheln und durch die 
Fähigkeit, sich zusammenzurollen, geschützt. Die Maus hört das 
leiseste Geräusch; der Hase schläft mit offenen Augen. Die Jun-
	        
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