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ner, die man manchmal in den Ameisenhaufen findet, dienen als 
Baumaterial; ebenso die kleinen Hälmchen. Daß die Ameisen 
sich unter einander Schlachten liefern und nach denselben ihre 
Todten ordentlich beerdigen, ist unwahr. Es giebt so viel Wun¬ 
dervolles an diesen Thierchen, daß man nicht erst Unwahres zu 
ersinnen braucht. 
28. Die Insekten. 
Früher betrachtete man die Insekten als eine besondere Thier¬ 
klasse gleich den Säugethieren, Vögeln, Amphibien, Fischen; jetzt 
setzt man dieselben in eine Klasse mit den Würmern und heisst 
alle zusammen Gliederthiere. Krebse und Spinnen werden dann 
auch nicht mehr zu den Insekten gerechnet, wohl aber noch zu 
den Gliederthieren. — Die eigentlichen Insekten zeichnen sich aus 
durch die Einschnitte (Kerben) ihres Leibes, wodurch Kopf, Brust 
und Leib deutlich von einander geschieden sind, deren der Leib 
aber mehrere enthält. Statt der Knochen besitzen sie eine harte 
Haut, in der Regel sechs Füsse, niemals weniger, die meisten 
Arten auch vier Flügel, daneben zwei Fühlhörner. Auch mit 
zwei Augen haben viele nicht genug, manche haben noch drei 
andere dahinter sitzen. Noch merkwürdiger aber ist die Ver¬ 
wandlung der meisten Insekten. Sie gehen zwar alle aus Eiern 
hervor, aber nicht sogleich in ihrer späteren vollkommneren Ge¬ 
stalt, sondern zuerst als Raupen oder Maden, welche zusammen 
auch Larven heissen. Diese sind alle ungeflügelt, die Raupen 
vielfüssig, die Maden fusslos, fast durchgehends höchst gefrässige, 
und wenn man von der Farbe absieht, sehr hässliche Thiere. 
Sie häuten sich erst mehrmals und verwandeln sich endlich in 
Puppen. Die Puppe scheint kaum den Namen eines Thieres zu 
verdienen, so gefühllos und bewegungslos liegt sie da, in einen 
häutigen Sack gehüllt, oft noch von einem eigenen Gespinnst 
umgeben. Nahrung nehmen nur wenige Puppen zu sich. Bald 
aber entwickelt sich aus dieser unförmlichen Masse das vollkom¬ 
mene Insekt, welches theils durch seine Flügel, theils durch die 
längeren und gegliederten Beine zur schnellen Bewegung geschickt 
ist. Von den vollkommenen Insekten sind manche noch eben so 
gefrässig, wie die Larven, z. B. die Heuschrecken, die Maikäfer; 
andere dagegen nehmen fast gar keine Nahrung zu sich, wie die 
Schmetterlinge. Auch ist die Lebensdauer derselben meistens eine 
kurze. Ein Jahr ist schon ein seltener Fall; über vier Jahre 
scheint kein Insekt in seiner vollkommnen Gestalt zu dauern. 
Meistens stirbt das Weibchen sogleich nach dem Eierlegen. Die 
Geschlechtslosen, welche neben den Männchen und Weibchen eini¬ 
ger Arten, z. B. der Bienen, leben, scheinen am längsten zu dauern. 
Die Zahl der Insekten ist unermesslich gross. An 50,000 
verschiedene Arten befinden sich in den Naturaliensammlungen; 
darunter 20,000 europäische; und wie unermesslich gross ist 
nicht wieder die Menge jeder einzelnen Art; wie gross z. B. die 
Menge der Stubenfliegen, der Flöhe, der Blattläuse, der Amei¬ 
sen u. s. w.! Nur wenige Insekten verschaffen uns unmittelbaren
	        
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