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rauf hin und her bewegte. Der Vater aber sprach: „Kind, das 
ist kein Spielzeug, da hast du was Schönes angerichtet! Geh nur 
gleich und trag's wieder hinab in's Thal." Das Fräulein weinte; 
es half aber Nichts. „Mir ist der Bauer kein Spielzeug," sagte 
der Ritter ernsthaftig, „ich leid's nicht, daß du mir murrst; kram' 
Alles sachte wieder ein, und trag's an den nämlichen Platz, wo 
du's genommen hast. Baut der Bauer nicht sein Ackerfeld, so 
haben wir Riesen auf unserm Felsennest nichts zu leben." 
57. Der Ackerbau ein göttlich Werk. 
Ackerbau ist ein göttlich Werk, das Gott 1. Mosis befohlen hat: bauet die 
Erde und macht sie euch Unterthan; ob sie gleich Dornen und Disteln trägt, 
so kehret euch nicht daran, es soll euer Theil doch wachsen. 
Der Bauern Arbeit ist,am fröhlichsten und voller Hoffnung; denn Pflü¬ 
gen, Säen, Pflanzen, Pfropfen, Abmähen, Dreschen, Holzhauen: das hat Alles 
große Hoffnung. O, wie selig wären die Bauern, wenn sie ihr Gutes erkenneten! 
Große Herren und Fürsten haben große, wichtige Sachen und Händel zu 
verrichten, müssen deshalb mehr Sorge und Gefahr haben; aber Bauern haben 
dagegen gute Tage, sind sicher und sorgen nicht viel, noch kümmern sie sich um 
Staatshändel. Wenn ein Bauer die Fährlichkeit und Mühe eines Fürsten wüßte, 
er würde Gott danken, daß er ein Bauer wäre und in dem seligsten und sicher¬ 
sten Stande; aber sie sehen und erkennen ihr Glück und Wohlfahrt nicht, sehen 
nur auf den äußerlichen Schmuck und Gepräng' eines Fürsten, daß sie hübsch 
gekleidet sind, mit goldenen Ketten behängen, haben große Schlösser und Häu¬ 
ser, leben herrlich, sind reich und gewaltig, sehen aber nicht die große Sorge 
und Gefahr, darinnen Fürsten leben wie in einem Feuer und Sündfluth, da 
ein Bauer hinter'm Ofen liegt, brät Birn' und ist sicher. 
Darauf sagte Herzog Friedrich, Kurfürst zu Sachsen: Der Bauern Leben 
in niedrigen, gemeinen Ständen ist das allerseligste. Ich habe einen Stand 
nach dem andern, immer einzeln, vom untersten bis zum höchsten bedacht. Der 
Kaiser ist in der größten Gefahr, Angst, Noth und Sorge; andere Fürsten ha¬ 
ben auch mancherlei Anstöße, Mühe und Arbeit; desgleichen die vom Adel ha¬ 
ben auch ihre Beschwerung und Unlust; Bürgern wird, obgleich sie ein besser 
Leben haben, denn diese, ihr Fortkommen sauer; sie kaufen mit Sorgen und» 
Arbeit, und verkaufen oft wieder mit Verlust und Schaden; ja, die da wollen 
aufrichtig und ehrlich handeln, müssen viel Schaden des Lebens haben in der 
Nahrung. Aber den Bauern allein wächst Alles durch Gottes Segen frei, ohne 
große, sonderliche Mühe und Sorge; was ihnen wächset, verkaufen sie, und 
leben alle ohne Sorgen; allein geben sie ihre Zinsen und Zehnten; denn das 
Land ist des Fürsten. — 
58. Salomou und der Säemann. 
1. Im Feld der König Salomon 3. Der Sämann, seinen Arm gesenkt, 
schlägt unter'm Himmel auf den Thron; unschlüssig steht er still und denkt; 
da sieht er einen Sämann schreiten, dann fährt er fort, ihn rüstig hebend, 
der Körner wirft nach allen Seiten. dem weisen König Antwort gebend: 
2. „Was machst du da?" der König spricht; 4. „Ich habe nichts als dieses Feld; 
„der Boden hier trägt Ernte nicht. geackert hab' ich's und bestellt. 
Laß ab vom thörichten Beginnen, Was soll ich weitre Rechnung pflegen; 
du wirst die Aussaat nicht gewinnen." dasKornvonmir,vonGottderSegen."
	        
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