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Geld und viel Geldeswerth, zuletzt auch das schöne Bett mit 
nagelneuem Ueberzuge, und mißhandelte Mann und Frau. Ein 
Knabe von acht Jahren bat ihn knieend, er möchte doch seinen 
Eltern das Bett wiedergeben. Der Husar stößt ihn unbarmherzig 
von sich. Die Tochter läuft ihm nach, hält ihn am Dollmann fest 
und fleht um Barmherzigkeit. Er nimmt sie und wirft sie in den 
Sodbrunnen, der im Hofe steht, unv rettet seinen Raub. Nach 
Jahr und Tag bekommt er seinen Abschied, besetzt sich in der 
Stadt Neiße in Schlesien, denkt nimmer daran, was er einmal 
verübt hat, und meint, es sei schon lange Gras darüber gewachsen. 
Allein was geschieht im Jahre 1806? Die Franzosen rücken 
in Neiße ein; ein junger Sergeant wird Abends einquartiert bei 
einer braven Frau, die ihm wohl aufwartet. Der Sergeant ist 
auch brav, führt sich ordentlich auf und scheint guter Dinge zu 
sein. Den andern Morgen kommt der Sergeant nicht zum Früh¬ 
stück. Die Frau denkt: Er wird noch schlafen! und stellt ihm 
den Kaffee in die Ofenröhre. Als er aber immer noch nicht 
kommen will, geht sie endlich in das Stüblein hinaus, macht leise 
die Thüre auf und will sehen, ob ihm etwas fehle. 
Da saß der junge Mann wach und aufgerichtet im Bette, 
hatte die Hände in einander gelegt und seufzte, als wenn ihm ein 
großes Unglück begegnet wäre, oder als wenn er das Heimweh 
hätte, oder so etwas, und sah nicht, daß Jemand in der Stube 
war. Die Frau aber ging leise auf ihn zu und fragte ihn: „Was 
ist euch begegnet, Herr Sergeant, und warum seid ihr so traurig?" 
Da sah sie der junge Mann mit einem Blicke voll Thränen an 
und sagte, die Ueberzuge dieses Bettes, in dem er heute Nacht 
geschlafen habe, hätten vor 13 Jahren seinen Eltern in der Cham¬ 
pagne angehört, die in der Plünderung Alles verloren hätten, und 
jetzt denke er an Alles, und sein Herz sei voll Thränen. Denn 
er war der Sohn des geplünderten Mannes in der Champagne, 
und kannte die Ueberzüge noch, und die rothen Namensbuchstaben, 
womit sie die Mutter gezeichnet hatte, waren ja noch daran. Da 
erschrak die gute Frau und sagte, daß sie dieses Bettzeug von 
einem braunen Husaren gekauft habe, der noch hier in Neiße 
lebe, und sie könne nichts dafür. Da stand der Franzose auf und 
ließ sich in das Haus des Husaren führen und erkannte ihn wieder. 
„Denkt ihr noch daran," sagte er zu dem Husaren, „wie ihr 
vor 13 Jahren einem unschuldigen Manne in der Champagne 
Hab und Gut und zuletzt auch noch das Bett aus dem Hause ge¬ 
tragen habt, und habt keine Barmherzigkeit gehabt, als euch ein 
achtjähriger Knabe um Schonung anflehte, und an meine arme 
Schwester?" — Anfänglich wollte der alte Sünder sich entschul¬ 
digen, es gehe bekanntlich im Kriege nicht Alles, wie es soll, und 
was der Eiye liegen lasse, hole doch ein Anderer, und lieber
	        
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