Kopernikus. Galilei.
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Kanzler mit den Siegeln zwischen zwei Lords, die Schwert und
Scepter trngen. Ihm folgte Elisabeth, und wohin sie blickte, fielen
die Anwesenden auf ihre Kniee. Hinter ihr sah man einen langen
Zug weiß gekleideter Jungfrauen, und zu beiden Seiten stand eine
Reihe Edelleute in goldgestickten Kleidern." Sie war überhaupt
sehr eitel und herrisch; selbst im hohen Alter hörte sie noch gern,
wenn man sie mit den heidnischen Göttinnen verglich. Unbarm¬
herzig und grausam bewies sich Elisabeth gegen ihre unglückliche
Verwandte, Maria Stuart, Königin von Schottland, welche
sie gefangen setzen und dann unschuldig hinrichten ließ; auch
war sie eine heftige Verfolgerin der Katholiken.
Sonst verwendete Elisabeth ihre ganze Sorgfalt auf die
Regierung des Reichs. Sie belebte den Handel und die Schiff¬
fahrt und ist als die Begründerin der großen Seemacht Englands
zu betrachten. Durch die Tapferkeit ihrer Flotte wurde die
Seemacht Philipps II., Königs von Spanien, gebrochen.
*/ ') Kopernikus. Galilei.
Von den kühnen Seefahrern ist schon berichtet worden, welche
die Kenntniß unserer Erde durch wichtige Entdeckungen erweitert
haben. Nun soll auch der ausgezeichneten Männer erwähnt wer¬
den, die uns zuerst Nachricht gaben von den unzähligen Welten
in dem unermeßlichen Himmelsraume. Im Alterthum waren die
Meinungen über die Gestalt, Größe und Stellung der Gestirne
sehr verschieden. Man hielt fast allgemein die Sterne für kleine
Lichter, die nebst Sonne und Mond bloß zur Beleuchtung unserer
Erde dienten. Die Erde, hieß es, sei eigentlich die Welt; um
derentwillen seien die Sterne da. Der berühmte Astronom
Ptolomäus, der ungefähr hundert Jahre n. Chr. in Alexan¬
drien lebte, hatte die Meinung, daß die Erde in der Mitte
stehe, um sie drehen sich Sonne, Mond, die nahen und fernen
Sterne. Dagegen erhoben sich auch bis zum 16. Jahrhundert
keine Zweifel. Allein jetzt trat Nikolaus Köpernikus mit
einer andern Lehre über die Himmelskörper auf.
Kopernikus wurde 1473 in Thorn geboren. Er wid¬
mete sich Anfangs der Arzneiwissenschast auf der Hochschule zu
Krakau; doch zog ihn bald die Sternkunde an, in welcher dort
ein vorzüglicher Lehrer Unterricht ertheilte. Dann besuchte er die
italienischen Hochschulen zu Bologna und Rom und erlangte
daselbst großen Ruhm. Später kam er als Domherr nach
Frauenburg in Preußen. Hier hatte er viel Zeit für die
Beobachtung der Gestirne; und es ist recht bewundernswürdig,
mit welchem Scharfsinn der gelehrte Mann, durch ganz einfache