Full text: Die Vaterlands- und Weltkunde (Theil 2)

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Oceane" liegen. Der Flächeninhalt dieses ganzen Erdtheiles beträgt 
etwas mehr als der von Europa, etwa 164,000 Quadratmeilen. Die 
Bevölkerung schätzt man aber nur auf 4 Millionen Einwohner. Das 
australische Festland (Neu holl and) ist blos an den Küsten bekannt, 
und von den vielen größeren und kleineren Inseln und Inselgruppen 
kennen wir den allerkleinsten Theil genauer. 
Da die meisten Inseln Australiens ihrer geringen Größe wegen 
allen Einwirkungen der Seeluft ausgesetzt sind, so ist das Klima 
derselben, selbst in der Nähe des Äquators, sehr mild und gemäßigt, 
und manche haben sich in der That einer immerwährenden Frühlings¬ 
luft zu erfreuen. Nur auf dem Festlande wird die Hitze bisweilen 
drückend. 
Mit Beziehung auf die Natnrerzeugnisse Australiens ist die 
Armuth der meisten Inseln an Metallen, größeren Säugethieren 
und Insekten auffallend, wogegen sich die Pflanzenwelt meistens 
in voller Üppigkeit entfaltet. Zwar solche prächtige Urwälder, wie 
in Südamerika, oder solche stattliche Kokoswälder, wie z. B. auf 
Ceylon und der Küste Malabar giebt es hier nicht; aber die Wald¬ 
partien auf den kleinen Inseln verleihen hier den Landschaften einen 
unbeschreiblichen Reiz, und auf dem Festlande, sowie auf den größeren 
Inseln fehlt es an dichten und ausgedehnten Waldungen keineswegs. 
Von vierfüßigen Thieren haben manche der kleineren Inseln gar 
keine eigenthümlichen Arten, andere nur Hunde, welche hier gegessen 
werden, Schweine von besonderer Art u. s. f. Das australische 
Festland besitzt von den größeren Thieren der alten und neuen Welt 
nicht ein einziges, hat dagegen Thierarten, die man sonst nirgends 
'findet, und wohin insbesondere das Känguruh und das Schnabel¬ 
thier gehören. Überhaupt zeichnet sich Neuholland durch maitche Selt¬ 
samkeit im Thier- und Pflanzenreiche aus. So giebt es hier z. B. 
auch weiße Adler und Papageien, die, wie die hühnerartigen Vögel, 
ihr Futter auf der Erde suchen; und was das Pflanzenreich betrifft, 
so finden sich hier Brodbänme, mannshohe Grasarten und baum¬ 
hohe Schilfarten. 
Was nun endlich die Bevölkerung betrifft, die — mit Ausnahme 
von Vandiemensland, wo jetzt nur Europäer wohnen, Neuholland und 
einem Theile der Südsee-Jnseln, wo ebenfalls die europäische Bevölke¬ 
rung überwiegend ist, — nur aus Eingeborenen besteht, so waren 
diese bei der Ankunft der Europäer völlig wild; einige, namentlich die 
Neuholländer, in thierischer Rohheit; andere nicht ohne Spuren einer 
Kultur, sanften Gemüthes und wenigstens für Bildung sehr empfäng¬ 
lich. Ihre Religion war und ist (wo das Christenthum noch 
nicht Eingang gesunden hat) noch der Fetischismus*), und zwar 
meist in der abenteuerlichsten und schrecklichsten Gestalt, — mit 
Menschenopfern und . . . . Menschenfresserei verbunden. 
*) Fetisch heißt Zauberding.
	        
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