fullscreen: Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte

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als die Mahomedaner, welche von einem solchen Verein den größten 
Nachtheil für ihren indischen Handel fürchten mußten, aus Neid das 
gute Vernehmen störten: sie machten die Portugiesen verdächtig, als 
kämen sie, dem Könige das Reich zu rauben, so daß Gama am Ende 
froh war, daß er noch mit dem Leben und seinen Schiffen entrinnen 
konnte. Er segelte schnell nach Melinda und von da um das Kap 
nach Europa zurück; und lief den 14ten September 1499 in den 
Tajo, an dem Lissabon liegt, ein, nachdem er die längste und schwierigste 
Seereise seit Erfindung der Schifffahrt gemacht hatte. 
50. 
Entdeckung Amerikas durch Columbus. 
Ehe die Portugiesen jedoch, wie schon erzählt, an Afrika's West¬ 
küste entlang nach einer Anstrengung von 70 Jahren endlich das große 
Ziel, einen Seeweg nach Indien, gefunden hatten, entstand in dem Geiste 
eines erfahrenen und nachdenkenden Mannes ein Gedanke, wie man auf 
einem geraderen und kürzeren Wege zu diesem Ziele gelangen könnte. 
Zwar war der Weg nicht der kürzere; er führte aber zu Entdeckungen, 
die man bis dahin noch nicht geahnet, zur Entdeckung zweier neuen 
Welttheile, und durch diese Entdeckung zur Veränderung fast aller 
Verhältnisse, des Verkehrs sowohl als der Politik. Mit dieser Ent¬ 
deckung fängt ein neues Leben in Europa an, und damit auch ein 
neuer Abschnitt in der Geschichte. 
Christoph Columbus, eigentlich Colombo, hieß dieser berühmte 
Mann. Er ward um das Jahr 1438 in Genua geboren; seine Eltern 143$ 
waren arme, doch brave und verdiente Leute. Seine Erziehung war 
beschränkt, doch lernte er schon im frühen Kindesalter lesen und schreiben. 
Schon als Knabe war Schifffahrtskunde seine Lieblingsbeschäftigung, 
er wollte aber kein gemeiner Schiffer bleiben, daher lernte er fleißig 
Arithmetik, Zeichnen und Malen, und suchte eine genaue Kenntniß der 
damals bekannten Länder und ihrer Beschaffenheit zu erlangen und sich 
mit der Astronomie (die Lehre von den Gestirnen und ihrem Laufe) 
vertraut zu machen. Er wurde auf kurze Zeit nach Pavia auf die 
Universität gesandt, wo er Grammatik studirte und sich mit der latei¬ 
nischen Sprache genauer bekannt machte. Sein unwiderstehlicher Trieb 
zum Seeleben führte ihn schon in seinem Uten Jahre auf's Meer, 
und er besuchte nicht nur die vorzüglichsten Häfen des mittelländischen 
Meeres, sondern war selbst, wie man sagt, mit den Engländern auf 
den Fischfang nach Island gesegelt. Nach vielen abenteuerlichen Kreuz- 
und Querzügen kam Columbus um 1470 nach Lissabon. Hier hei- 1470 
rathete er die Tochter eines Italieners Palestrello, welcher einer der 
ausgezeichnetsten Seefahrer unter dem Prinzen Heinrich war. In Por¬ 
tugal las und verglich er die Tagebücher und Landkarten seines Schwie¬ 
gervaters mit großem Eifer und machte selbst eine Reise nach Madeira, 
den kanarischen und Azorischen Inseln. Wenn er am Lande war, brachte 
er seine Zeit damit zu, See- und Landkarten für den Unterhalt seiner 
Familie zu zeichnen, und die ausgezeichnete Correctheit seiner Karten 
verschaffte ihm einen Ruf unter den Gelehrten. Indem er beständig
	        
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