fullscreen: Deutsches Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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5. Johann Friedrich Böttger, der Erfinder des 
Porzellans. 
Johann Friedrich Böttger wurde zu Schleiz, im reußischen Vogt— 
lande 1685 geboren und mit 12 Jahren als Apothekerlehrling in Berlin 
untergebracht. Er scheint frühzeitig durch die Chemie gefesselt worden zu 
sein und verbrachte seine Muße mit chemischen Versuchen. Diese zielten 
meist nach der Kunst, gewöhnliche Metalle in Gold zu verwandeln. Nach 
einigen Jahren gab Böttger vor, das allgemeine Lösungsmittel entdeckt und 
mittels desselben Gold gemacht zu haben. Er führte die Eigenschaften 
desselben seinem Herrn, dem Apotheker Zorn vor, und es gelang ihm durch 
irgend einen Kniff, ihn und einige andere Zeugen glauben zu machen, daß 
er wirklich Kupfer in Gold verwandelt habe. 
Die Neuigkeit verbreitete sich, und die Menge versammelte sich um die 
Apotheke, um den wunderbaren jungen „Goldkoch“ zu sehen. Der König selbst 
drückte den Wunsch aus, ihn kennen zu lernen und sich mit ihm zu unterhalten, 
und als er Friedrich J. ein Stück Gold schenkte, wurde dieser, da Preußen 
gerade in großer Geldverlegenheit war, so von der Aussicht geblendet, sich 
eine unendliche Menge davon zu verschaffen, daß er Böttger festzusetzen und 
in der Festung Spandau als seinen Goldmacher zu benutzen beschloß. Aber 
der junge Apotheker, der des Königs Absicht argwöhnte und vermutlich ent— 
larvt zu werden befürchtete, floh sofort und entkam über die Grenze nach 
Sachsen. 
Eine Belohnung von tausend Talern wurde auf Böttgers Gefangen— 
nahme gesetzt, aber umsonst. Er kam in Wittenberg an und rief den Schutz 
des Kurfürsten von Sachsen, Friedrich August J. König von Polen), des 
Starken, an. August war zur Zeit selbst sehr in Geldnot und daher über— 
glücklich durch die Aussicht, Gold in beliebiger Menge durch Hilfe des jungen 
Apothekers zu erhalten. Böttger wurde deshalb heimlich unter kurfürstlicher 
Bedeckung nach Dresden gebracht. Kaum hatte er Wittenberg verlassen, 
als ein Bataillon preußischer Grenadiere vor den Toren der Stadt erschien 
und seine Auslieferung verlangte. Aber es war zu spät; Böttger war schon 
in Dresden angekommen, wo er im goldenen Hause einquartiert und mit 
jeder Rücksicht behandelt, aber scharf bewacht und in Gewahrsam behalten 
wurde. 
Der Kurfürst hielt sich zur Zeit in Polen auf, das sich damals in arger 
Unordnung befand. Aber ungeduldig nach Gold schrieb er von Warschau 
an Böttger und drang in ihn, ihm sein Geheimnis mitzuteilen, damit er 
selbst die Kunst der Verwandlung ausüben könne. Der so gedrängte junge 
„Goldkoch“ übersandte Friedrich August eine kleine Phiole mit einer röt— 
lichen Flüssigkeit, welche angeblich alle in geschmolzenem Zustande befind— 
lichen Metalle in Gold verwandeln sollte. Diese wichtige Phiole wurde 
von dem Fürsten Fürstenberg in Verwahrung genommen, der damit an der 
Spitze eines Garderegiments nach Warschau eilte. Dort angekommen, be— 
schloß er sofort, das Verfahren zu versuchen. Der König und der Fürst 
schlossen sich in ein geheimes Zimmer des Palastes ein, umgürteten sich mit
	        
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