Full text: Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund

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aber schien nun, ihnen zum Trotz, liegen bleiben zu wollen, oder gar 
eingeschlafen zu sein. Wirklich war er auch eingeschlafen, aber bei¬ 
nahe — um nie wieder zu erwachen; denn als man die Todtenlade 
wieder öffnete, lag er, einem Verstorbenen gleich, ganz ohne Be¬ 
wusstsein. Alles gerieth in Schrekken und Verzweiflung. Nach 
vielerlei Wiederbelebungsversuchen kam jedoch der Geselle wieder zu 
sich; die Todesangst aber, die er ausgestanden hatte, konnte er nicht 
schrekklich genug schildern. 
Dir unbesonnenen Mädchen konnten gar nicht begreifen, wie 
das zugegangen war, da sie doch in den Sarg Luft genug einge¬ 
schloffen hatten. — Könnt ibr es auch nicht begreifen? 
(Schlcz.) 
457 Die Lebenslust oder der Sauerstoff. 
Die Lebenslust oder der Sauerstoff ist derjenige Bestandtheil 
der atmosphärischen oder gemeinen Luft, der sie zum Athemholen und 
zur Unterhaltung des Feuers geschikkt macht. Wer in einer- solchen 
Luft athmet, der empfindet eine besondere Leichtigkeit und Behaglich¬ 
keit, und ihm ist's, als wäre er neu geboren, er isst mit einem ent- 
zükkcnden Appetite und schläft vortrefflich. Sie ist auch das beste 
Heilmittel für diejenigen Personen, welche in einer schädlichen Luft¬ 
gattung erstikkt zu sein scheinen. Eben so befördert sie die Ver¬ 
brennung in einem sehr hohen Grade. — Bis jetzt hat man auf der 
Erde noch keinen Ort entdekkt, wo man diese Luft in einiger Menge 
antraft; nur durch Kunst kann sie verfertigt werden. Man erhalt 
sie aus glühendem Braunsteine, aus geschmolzenem Salpeter, aus 
Quekksilberkalk und andern Metallkalken durch Erhitzung, und aus 
Pflanzen, die dem Sonnenlichte ausgesetzt sind. Überhaupt sind die 
grünen Blatter und Stengel der Pflanzen die wichtigsten Werkzeuge 
der Natur, die uns umgebende Luft im heitern Sonnenlichte zu ver¬ 
bessern. Will man daher in einem Zimmer die verdorbene Luft 
reinigen, so setze man Pflanzen, die viel Laub und Blätter, aber ver- 
haltnissmaßig wenig Blüthen haben, im Zimmer in den Sonnenschein, 
entferne sie aber, wenn die Sonne weg ist; denn bei Nacht entwikkelt 
sich aus den Pflanzen eine schädliche Luftart. Daher ist cs auch 
leicht zu begreifen, warum die Landluft für das menschliche Leben zri- 
träglicher ist, als die Luft in volkreichen Städten, und warum es so 
gesund ist, im Sonnenschein im Garten, oder in einem Walde spa¬ 
zieren zu gehen, weil zu dieser Zeit durch das Wachsthum der Pflan¬ 
zen Lebenslust umher verbreitet wird; ungesund ist es dagegen, nach 
Sonnenuntergang noch im Garten herumzuwandeln. So wie die
	        
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