Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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andre Weise vertreibt er die Ode im Innern seines Städtchens: aus 
seinen Hütten tönen Waldgesänge, und die gelben Kanarienvögel 
schmettern dazwischen ihr einstudiertes Lied; denn nirgend am Harze 
wird die allen Bergleuten gemeinsame Liebhaberei für Vogelsang 
und Vogelzucht so eifrig betrieben wie in Andreasberg. Auch wird 
manche Hand durch Spitzenklöppeln in Bewegung gesetzt. Einzeln 
im Felde oder auf der Höhe sieht man die Taggebäüde und die 
Gaipel oder Schutzhütten der Gruben, und weiter abwärts schaut 
aus den Berghängen die Silberhütte hervor, in deren beiden Hoch¬ 
öfen bereits ein großer Reichthum verschmolzen ist. • 
2. Im Jahre 1520 schürften hier zuerst Bergleute aus Ioachims- 
thal; die erste fündig gemachte Zeche nannten sie Andreaskreuz, weil sie 
zwei übereinandergesetzte Gänge trafen, von denen man in christlicher 
Bergmannssprache sagt: sie kreuzen sich. Der allmählich entstehende 
Ort wurde der ersten Grube zu Ehren Andreasberg geheißen; er be¬ 
schäftigt jetzt an tausend Menschen am Bergbau. Unter allen Harz- 
gruben liefern die hiesigen die reichhaltigsten Silbererze, so daß einige 
im Centner 100 — 136 Mark feines Silber enthalten und des¬ 
halb in verschlossenen Tonnen zu Tage gefördert werden. Merkwürdig 
ist die große Tiefe, in welche sich hier die Erzgänge erstrecken; der 
Samson soll gar 2277 Fuß tief sein. Die Längenerstreckung beträgt 
gewöhnlich nicht über 300 Lachter. Früher waren die Gruben noch 
silberreicher, und man fand nicht selten gediegene Stufen. 
Eine halbe Stunde entfernt liegt die 1640 errichtete Silberhütte, 
in welcher die Erze entsilbert werden. Weiterhin befindet sich die 
1788 errichtete Steinrenner Eisenhütte, welche wöchentlich im Durch¬ 
schnitt 240 Centner Roheisen liefert.- Die ganze Gegend ringsum 
glänzt im seltsamsten Roth, womit der feine eisenhaltige Staub alles 
belegt. 
Andreasberg bezieht das zum Betriebe erforderliche Wasser aus 
der großartigen, zwei Stunden entfernten Oderteichanlage. 
28. Nie Landdrostei Lüneburg. 
Die Landdrostei Lüneburg enthält das Fürstenthum Lüne¬ 
burg. Mitten durch dasselbe zieht sich ein Landrücken hin, 
der sich nach Nordwest bis in die Landdrostei Stade fortsetzt. 
Das ist die Lüneburger Heide. Sie senkt sich nach Nordost 
zur Elbe und nach Südwest zur Aller hinab und sendet diesen 
beiden Flüssen die Bäche und Flüsse, welche auf ihr entsprin¬ 
gen. Ihre höchsten Stellen liegen in der Nähe von Soltau und 
lind gegen 500 Fuß hoch. Die Elbe scheidet hier unser Land 
von Preußen, Meklenburg, Lauenburg, Hamburg und Holstein. 
Sie nimmt auf dieser Strecke die aus Brandenburg kommende 
Jetzel, die Ilmenau, an der Lüneburg liegt, die Schwinge und 
die Oste auf. In ihrem Bette liegen mehrere Inseln, unter 
andern auch die hannoversche Insel Wilhelmsburg. Die Elbe 
ist an ihrer Mündung fast drei Meilen breit, hat aber viele
	        
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