Full text: Lesebuch für hannoversche Volksschulen

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tuen Landern die Zugvögel, Staare, Störche und Schwalben wieder 
zu uns kehren; wenn die Thiere aus ihren winterlichen Bergungs¬ 
örtern hervorkommen und neues, reges Leben durch Garten, Feld 
und Wald in Pflanzen und Thieren/ durch Wachsthum, Bewegung 
und Stimme sich kund gibt. Dann tritt auch der Mensch aus seiner 
engen Stube heraus, um seiner Arbeit unter Gottes freiem Himmel 
nachzugehen, seinen Acker und seinen Garten zu bestellen, oder seine 
im Winter gewebte Leinwand zur Bleiche auszubreiten; um sich zu 
erfrischen und zu stärken unter dem blauen Himmelszelt in der milden, 
reinen Frühlingsluft; um von den Vögeln des Waldes, von Kräutern 
und Bäumen, die gen Himmel emporwachsen, Gott loben, preisen und 
danken zu lernen. Und die Kinder suchen den Anger, das Feld und 
den Wald, um sich zu regen und zu bewegen, um zu springen und zu 
singen, um im Garten die Blumen zu pflegen, oder fröhlich über Flüsse 
und Bäche und Berge, durch Wälder, Felder und Thäler, durch Dörfer 
und Städte mit dem Wanderstabe zu ziehen. 
26. Der Wanderer. 
1. Ein Sträußchen am Hute, den Stab in der Hand, 
Muß ziehen der Wandrer von Lande zu Land. 
Er zieht viele Straßen, er sieht manchen Ort; 
Doch fort muß er wieder an 'nen anderen Ort. 
2. So liebliche Blumen am Wege da stehn. 
Muß leider der Wandrer vorüber gehn. 
Sie blühen so herrlich, sie winken ihm hin; ' 
Doch fort muß er wieder, muß werter noch ziehn. 
3. Wohl sieht er ein Häuschen am Wege da stehn. 
Umkränzet von Blumen und Trauben so schön. 
Hier könnts ibm gefallen, er wünscht, es wär sein; 
- Doch fort muß er wieder, die Welt aus und ein. 
27. Die Stimme der Ereaturen. 
Ein Naturforscher erzählt: Ich gedenke noch gem einer Reise, 
die ich in früher Jugend in Gesellschaft weiser, guter Männer machte. 
Einst, da wir die ganze Nacht gewandert hätten, verweilten wir 
gegen Morgen am Rande eines Waldes. Der beginnende Tag weckte 
den schlafenden Duft der Frühlingsblumen, den Gesang der Nachti¬ 
gallen, das fröhliche Blöken des Wildes. Da entfernte sich einer 
aus unserer Gesellschaft, und wir hörten aus der Ferne die Stimme 
des Betenden laut und freudig. Bei seiner Zurückkunft fragte ich 
ihn, weshalb er so laut gerufen? Er antwortete: Mein junger 
Freund! stehe um dich jenen Morgenschimmer, der sein erwachend 
Äuge dankbar gegen Gott aufschlägt; jene Wolken, die wie das 
Angesicht eines Betenden glänzend feurig stehn; jene Bäume und 
Frühlingsrosen, die ihre Zweige und Blätter dankend gegen Gott 
ausbreiten; höre den Gesang der Nachtigal, das fröhliche Blöken
	        
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