einmal mit einander Gott gedankt hatten, legten sie sich zur Ruhe, sind
aber nicht mehr aufgewacht, sondern am Morgen fand man sie sanft
' und selig entschlafen. ,
Sieh, liebes Christenherz, eben so kurz wird uns die Zeit dün¬
ken, wenn wir im Grabe wieder aufwachen, wenn das Licht des
jüngsten Tages in unser Schlafkämmerlein fällt und wir merken,
daß die Rechte des Herrn den Sieg behalten, und das „Herr Gott,
dich loben wir" singen hören im Reiche der Herrlichkeit. Da wird
alles wahr werden, was geschrieben steht Pf. 126: „Wenn der Herr
die Gefangenen Zions erlösen wird, so' werden wir sein, wie die
Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge
voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Heiden: ,Der
Herr hat Großes an ihnen gethan/ Der Herr hat Großes an uns
gethan; des sind wir fröhlich!"
133. Der Narr.
Ein vornehmer Herr in England hatte einen kurzweiligen Men¬
schen als seinen Hofnarren bei sich und gab ihm einen possierlich
geschnitzten Stab mit dem Befehl, denselben so lange zu tragen, bis
er einen fände, der närrischer als er selber wäre. Fände er einen
solchen, dann solle er diesem den Stab zu tragen geben. Was
geschieht? Etliche Jahre hernach wird der Herr todkrank. Der al¬
berne Mensch kommt auch zu ihm vor das Bett; der Herr zeigt ihm
seinen gefährlichen Zustand an und sagt, daß er wohl bald werde
fort müssen. Der gute Narr fängt an zu weinen und fragt: „Wo
willst du denn hin?" „In eine andre Welt," antwortet der Herr.
„Wann kommst du denn wieder?" sprach der Narr, „kommst du
nicht in einem Monat wieder?" „Nein!" sprach der Herr. „Wann
denn? vielleicht übers Jahr?" „Ach nein!" „Nun, nach wie vielen
Jahren denn?" „Ach, nimmermehr, nimmermehr!" ,,Nimmermehr?
Was hast du denn für Anstalt gemacht und für Zurüstung, daß du
so lange dort bleiben kannst?" „Gar keine," sagte der Herr. „Gar
keine?" versetzte der Narr. „Du willst auf ewig weg und in eine
andere Welt ziehen und nimmermehr wiederkommen, und hast nicht
darauf gedacht, wie du Vorbereitung und Zurüstung machen wollest?
Ei, so nimm du meinen Stecken, nimm ihn, nimm ihn immerhin;
denn ein solcher Narr bin ich nie gewesen!"
Munich, wie du glaubst, so liebst du, und wie du liebst, so
lebst du, und wie du lebst, so stirbst du, und wie du stirbst, so
bleibst du. Leben ist eine Kunst; Sterben ist auch eine Kunst.
Wer sein eigner Lehrmeister sein will, hat einen Narren zum
Schüler. Gedächtniß des Todes sündigt nicht. Die Sterben
für Gewinn achten, sind schwer zu erschrecken.
134. Der Weltleute Spruch und der Christen Spruch.
Älso steht und muß stehen des Menschen Herz, so es ohne
Christum ist, daß es immerdar hanget und zappelt in ewigem Zweifel,
Schrecken und Zagen, wenn es des Todes gedenket, daß es nicht