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dem Leibchen mit ebenfalls gepufften und geschlitzten Ärmeln, dem langen,
reichgefalteten Oberrocke, der etwas aufgeschürzt wird, damit das kostbare
Unterkleid sichtbar wird, und aus der Haube mit gestickten und geschlitzten
Verzierungen. Am schmalen Ledergürtel, der lose um den Leib gelegt ist,
hängt der Schlüsselbund. Ältere Frauen (f. die alte Frau auf dem Bilde)
trugen einen Schulterkragen und die aus der Mode gekommene „Rife", ein
Kopftuch, das auch Kinn und Hals umhüllte. Ähnlich der Tracht der
Erwachsenen, aber einfacher ist die Kleidung der Kinder.
Fragen: Warum scheiterte Karls Einigungsstreben ? — Welche Bedeutung
hat der Augsburger Religionsfriede? — „Schlacht von Pavia" von Hoffmann
von Fallersleben. — „Landsknechtslied" von Singg. — „Karl V. an Luthers
Grabe" von Hagenbach. — „Der Pilgrim von St. Just" von Platen.
63. Heinrich IV. von Frankreich (1589—1610).
1. Die Ausbreitung der Reformation in Frankreich. Von der
Schweiz drang die Kalviuische Reformation auch nach Frankreich und fand
großen Anhang. Man nannte die Reformierten hier „Hugenotten".*)
1559 Heinrich II. (f 1559), der für die Überlassung von Metz, Toul und
Verdun die Protestanten in Deutschland gegen den Kaiser unterstützt hatte,
bekämpfte in Frankreich die Hugenotten. Trotz aller Verfolgungen wuchs
aber deren Zahl immer mehr. Nach Heinrichs II. Tode wurde sein Sohn
1560 Franz II. und nach dessen Absterben (1560) fein zweiter Sohn Karl IX.
König. Unter Franz II. wurden die Hugenotten durch die am Hofe
herrschende katholische Familie der Guisen hart bedrückt, weil sie An-
Hänger der protestantischen Bourbonen, der Gegner der Guisen, waren.
Unter Karl IX. wurde ihnen anfangs freie Religionsübung gestattet, aber
später verband sich dessen Mutter, die ränkevolle Königin Katharina von
Medici, welche die Regentschaft führte, mit den Guisen gegen Bonrbonen
und Hugenotten, als diese immer größeren Anhang fanden. Es entstanden
nun lange und blutige Religious- und Bürgerkriege, die Hugenottenkriege.
2. Die ruchlose Metzelei in der Bartholomäusnacht (23.—24.
1572 August 1572). Nach zehnjährigen Kämpfen schien endlich der Hof
Frieden mit den Hugenotten schließen zu wollen. Ja, die Königin ver-
mahlte ihre Tochter Margarete mit dem jungen hugenottischen Könige
Heinrich von Navarra. Zahlreich waren die Hugenotten zur Hochzeit
bei Hofe erschienen, unter ihnen ihre Häupter, der Prinz Cond« und der
Admiral Coligny. Der junge König Karl IX. nannte Coligny „Vater"
und den Tag, an dem er ihn bei sich begrüßte, den glücklichsten seines
Lebens. Die wachsende Gunst des Königs für Coligny und die Hugenotten
veranlaßt? die gewissenlose Königin nach der Hochzeit, die am 18. August
erfolgte, zu einem Anschlage aus Colignys Leben. Aber der Anschlag
mißglückte. Da beschloß die ruchlose Frau,. itt einer der nächsten Nächte
alle Hugenotten umbringen zu lassen. Durch falsche Vorspiegelungen von
Attentaten, welche die Hugenotten geplant hätten, erlangte sie von ihrem
schwachen Sohne die Zustimmung zu dem Massenmorde. Die aufgestachelten
*) Wohl aus „Eidgenossen" entstanden.