Full text: Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands

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es lüstete ihn nach einem Braten; 
das hatte die Ente gar wohl errathen. 
Heut hätt’ er so gerne schwimmen können, 
nun muszt’ er ihr noch das Leben gönnen. 
35. Zwei Räthsel. 
1. Als Weißer ward ich einst geboren 
in eineni runden goldnen Haus; 
als Schwarzen warf man mich hinaus, 
weil man zum Schmause sich's erkoren. 
Jetzt hüllt mich ein die Nacht der Erde, 
doch lang’ umhüllet sie mich nicht; 
ich steig' als grüner Zwerg ans Licht 
und streck' mich, bis ein Ries' ich werde. 
Und bin ich das in spätern Tagen, 
dann werd’ ich, traue meinem Wort! 
auf meinen Armen fort und fort 
viel hundert goldne Häuser tragen. 
2. Man läßt ihn sprechen, 
man läßt ihn stechen; 
es ist ein Vogel 
und ein Gebrechen. 
36. Das Rothkehlchen. 
Ein Rothkehlchen kam in der Strenge des Winters an das 
Fenster.eines frommen Landmanncs, als ob es gerne hinein möchte. 
Da öffnete der Landmann sein Fenster und nahm das zutrauliche 
Thierchen freundlich in seine Wohnung. Nun pickte es die Brosamen 
und Krümchen auf, die von seinem Tisch sielen. Auch hielten die 
Kinder des Landmannes das.Vöglein lieb und werth. Aber als nun 
der Frühling wieder in das Land kam und die Gebüsche sich belaubten, 
da öffnete der Landmann sein Fenster, und der kleine Gast entfloh in 
das nahe Wäldchen und bauete sein Nest und sang sein fröhliches 
Liedchen. 
Und siehe, als der Winter wiederkehrte, da kam das Rothkehlchen 
abermals in die Wohnung des Landmannes und hatte sein Weibchen 
mitgebracht. Der Landmann aber sammt seinen Kindern freuten sich 
sehr, als sie die beiden Thierchen sahen, wie sie aus den klaren Aeuglein 
zutraulich umherschauten. — Und die Kinder sagten: „Die Vögelchen 
sehen uns an, als ob sie etwas sagen wollten!" — 
Da antwortete der Vater: „Wenn sie reden könnten, so würden 
sie sagen : Freundliches Zutrauen erweckt Zutrauen, und Liebe erzeugt 
Gegenliebe."
	        
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