Full text: Der deutsche Kinderfreund

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Lin Fräser gibt dem Damenstiefelhacken die Kehlung, eine Scheibe 
poliert ihn, eine Bürste wichst ihn, nebenbei einige Scheiben schlei¬ 
fen Sohle und Hacken auf der Unterseite glatt, und ein Exhauftor 
saugt den Lederstaub ab. Andere Maschinen krümmen und Härten 
das Sohlenleder, ritzen den Schlitz für die Naht ein, nähen die 
Sohle am Stiefel fest, und die Ausputzmaschine vollendet das Werk. 
In Leipzig arbeitet die Schuhmacherinnung in einer gemein¬ 
samen Reparaturwerkstatt mit elektrischem Betriebe ihre Repara¬ 
turen und hat guten Nutzen davon. 
5. Ausgedehnte Anwendung findet der Elektromotor auch 
in den Tischlereien. Wir gehen daher zu Meister Ernst Faber. 
Stolz auf seinen Motor meinte er: „Ohne Maschinenbetrieb 
geht's nun einmal nicht mehr im Handwerk." 
„Na, führen Sie doch mal vor!" 
Der Meister schaltete den Ausschalter ein. Nun kann der 
Strom zum Motor gelangen. Eine zweite Hebeldrehung am An¬ 
lasser, und der Motor läuft. Zwei einfache Handgriffe sind nur 
nötig, um den Elektromotor in Betrieb zu setzen. 
Ein Fensterrahmen ist in Arbeit. 
Die Bretter werden auf der Kreissäge zu Latten geschnitten, 
auf der Abrichtemaschine glattgehobelt. Schnell werden die Matze 
angerissen und die Latten kommen auf die Bandsäge, wo sie 
geschlitzt, auf die Bohrmaschine, wo sie gelocht, auf die Fräsmaschine, 
wo noch die Falze ausgeschnitten werden. Nachdem noch die Keh¬ 
lung angefräst ist, die Holznägel zurechtgeschnitten find, werden 
die Latten zum Rahmen zusammengepatzt, zusammengebohrt, ab¬ 
geputzt und eingepatzt. 
„Beobachten Sie den Zähler," sagt der Meister, „daran kann 
ich genau kontrollieren, wieviel Kraft verbraucht ist und wieviel 
Kosten entstanden sind." 
6. Wir gingen noch durch eine Orgelbauerei. eine Drechslerei 
und eine Färberei und Dampfwaschanstalt. 
Aber überall fanden wir nur eine Meinung. Der elektrische 
Strom ist eine billige, willige, kräftige und geschickte Arbeitskraft, 
die sicher und zuverlässig, gleichmässig und selbständig wirkt. Men¬ 
schen-, Tier- und Gaskraft vorteilhaft ersetzt, manche Arbeits¬ 
kräfte erspart und den Handwerkern die beruflichen Verrichtungen 
erleichtert. Nach H. Aurich, Die Industrie am Finowkanal. II. 
Lies Tversheim: Die Elektrizität. 
„ Pahl: Werner v. Siemens. 
83. Das Handwerk in der Gegenwart. 
Meister Weber kam sehr mitzmutig und niedergeschlagen aus 
der letzten Jnnungsversammlung. Nichts als Klagen hatte er 
gehört von seinen Freunden. Und wahrlich, wenn er's überlegte, 
es war eine schwere Zeit. Die Maschine eroberte sich immer 
grötzere Gebiete, die dem Handwerke verloren gingen. 
li*
	        
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